Boxi inoffiziell / offiziell

unterwegs in Friedrichshain am Boxi, in der Boxhagener Straße Südkiez
Wenn man genau hinsieht, findet man überall im Südkiez dezente Hinweis darauf, dass sich hier auch heute Menschen Gedanken um die Gesellschaft und ihre Zukunft machen. / Foto: Silvio Weiß /

Kofferradios

Beim Volksfest in der Karl-Marx-Allee kam es am 7. Oktober 1966 zu Ausschreitungen. Jugendliche standen am Rand und hörten über ihre Kofferradios laut Beatmusik vom RIAS. Die Volkspolizei ging brutal gegen diese „Störer“ vor, 42 Personen wurden sofort zur „Arbeitserziehung“ verurteilt.
Der  Boxi galt seinerzeit als Treff „negativer Elemente“. Deshalb führten hier im November 1966 Polizei und Justiz neben der  Arbeitsgruppe „Jugendkriminalität“ des Magistrats und Abgeordneten der Wohnbezirke 44/45 einen „komplexen Einsatz“ durch. Sie fahndeten nach „Arbeitsscheuen und Schulbummelanten“ und legten Listen „labiler Bürger“ an. Viele von ihnen waren Besucher im Klub „Freundschaft“ in der Fredersdorfer Straße, wo mitunter das Bild Walter Ulbrichts in der Toilette des Klubs aufgehängt wurde und Bands wie das „Diana Show Quartett“ Covertitel der Beatles spielten. Deren Fans stimmten, als die Beatles 1965 Orden erhielten, eine Gedenkminute im Klassenzimmer an, oder schrieben „Die Gammler sind mein Ideal“ an die Tafel. Als Erkennungszeichen trugen sie Spritzenkanülen an ihren Jacken, um auszudrücken: „Wir lassen uns den Sozialismus nicht einimpfen“.
Der Hintergrund war, dass die Kinder der DDR-Aufbaugeneration zu viele kritische Fragen hatten, etwa zur Diskrepanz der erlebten sozialen Realität gegenüber der Propaganda. Statt Antworten zu geben, reagierte die SED mit massiven Repressionen.

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