Freiheitsgrenzen am Boxi
Am 29. April 1990 wurde in der links-autonomen Zeitschrift „Interim“ ein Aufruf zur Besetzung von Häusern in der Mainzer Straße, unweit vom Boxi aufgerufen. Dieser kam von Seiten der „Kirche von Unten“ und war als Gelegenheit verstanden, „besetzte Häuser nicht mehr nur als Freiraum zur Selbstverwirklichung anzusehen, sondern auch als Orte der Konfrontation mit staatlichen Behörden und als Symbole einer politischen Selbstverortung“. So wurde ein Frauencafé im Frauen- und Lesbenhaus in der Nummer 4 eingerichtet, im Nebenhaus eine Schwulen-Bar plus einem Antiquariat für DDR-Literatur.
Bereits im Juli 1990 folgte der Magistrat der Senatslinie um Neubesetzungen schnell zu räumen, sofern Räumungsbegehren und Strafanträge der Eigentümer vorlagen. Nach der Räumung mehrerer Häuser in Lichtenberg am 12. November 1990 kam es zu massiven Zusammenstößen zwischen Polizei und Besetzern rund um den Boxi. Barrikaden in der Mainzer Straße wurden von Räumpanzern und unter Einsatz von Tränengas zerstört, darunter auch die Privatfahrzeuge von Anwohnern, selbst deren Wohnungen wurden mit Tränengas beschossen. Eine heftige Gegenwehr von Besetzer- und Unterstützerseite war die Folge.
Im weiteren Verlauf versuchte eine Menschenkette, in die sich der Bezirksbürgermeister einreihte, die Polizeikräfte zu stoppen. Tränengas und Wasserwerfer waren die Antwort. Bärbel Bohley suchte über Verhandlungen die schon fast Bürgerkriegsähnliche Situation um den Boxi zu deeskalieren. Unter Einsatz von über 1500 Polizisten wurden am 14. November die Häuser der Mainzer Straße geräumt.
Heute verlassen viele ihren angestammten Boxi-Kiez wegen der steigenden Mieten.