Zauberei kann man nicht studieren – fast nicht

Zauberer Christopher Schleiff | Foto: Giovanni Lo Curto
Was passiert unter dem Glitzerstoff? In der Show kann das erlebt werden.
/ Foto: Giovanni Lo Curto /

Ein Gespräch mit dem Zauberer Christopher Schleiff.

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Ein Zauberer ist jemand, der zaubert, der Dinge fertigbringt, die andere nicht können. So ließe sich das Berufsbild eines Zauberers schlüssig zusammenfassen. Ich habe mich mit einem Zauberer aus Friedrichshain verabredet und es erscheint ein schon auf den ersten Blick sympathischer Mann Anfang / Mitte 30 – allerdings ohne mystische Aura.

Frühe Bühnenerfahrung

Aufgewachsen ist Christopher Schleiff in der Schleswig-Holsteinischen Stadt Heide. „Ich zaubere, seit ich neun Jahre alt bin. In der Schulzeit hatte ich mit 13 Jahren meinen ersten bezahlten Auftritt bei einem Kindergeburtstag. Die Mutter des Kindes fragte mich danach, was ich dafür haben wollte und als ich bescheiden 15 Mark forderte, gab sie mir 50. Das hat bei mir einen Aha-Effekt ausgelöst.“
Über Mund-zu- Mund-Propaganda gelangte er zu weiteren Auftritten: Altenkreise, Autohäuser, Familienfeiern, Kirchgemeinden. Er zauberte auch einmal in einem Gottesdienst, wobei es zu Diskussionen darüber kam, ob man das überhaupt machen dürfe.
Was ist Zauberei, was kann und darf sie? Skeptiker beweisen, dass es keine Wunder gibt. Sie haben recht, einerseits. Aber was ist, wenn sich nach kalten, dunklen Wintermonaten endlich die Frühlingsblüten öffnen, was ist die Geburt eines Kindes, was die Liebe? Was sind solche Ereignisse, wenn nicht Wunder? Selbst unsere Sprache ist von diesen Möglichkeiten durchdrungen: Jemand „erscheint“ oder „verschwindet“, etwas „zaubert“ uns ein Lächeln ins Gesicht, wir freuen uns über die „Magie“ eines Moments. Genau das ist es, was Christopher zu erreichen versucht: „Mit dem Erlebnis des Staunens beim Zaubern kann man sich für ungewohnte Möglichkeiten öffnen. Es wird an das Gefühl erinnert, das mit echtem Wunderglauben verbunden ist.“
Als Christopher die Entscheidung für seine berufliche Entwicklung fällte, verfügte er bereits über Bühnenerfahrung. In der Schule hat er neben dem Zaubern auch Theaterspiel praktiziert. „Ich wusste, ich kann mit Gegenständen auf der Bühne umgehen, habe geschickte Hände und wollte etwas mit Theater machen, aber nicht nur Schauspieler werden.“ Also studierte er auch Puppenspiel in Berlin.
„Zauberei kann man nicht studieren“, erklärt Christopher und schränkt ein: „Fast nicht.“ Nur in Frankreich gibt es einen Studiengang Nouvelle Magie. Hierzulande wird Zauberei eindeutig zur Unterhaltungskunst gerechnet, trotz der Tendenz, die oft nicht mehr nachvollziehbare Trennung zwischen sogenannter unterhaltender und ernster Kunst aufzuheben. Für die Zauberei bedeutet dies, als nicht ernsthaft, als leichte Kost und als kommerziell angesehen zu werden. „Diese Trennung hat bei mir dazu geführt, dass ich Zauberei und Theater lange nicht unter einen Hut bringen konnte und ich zeitweilig völlig mit dem Zaubern aufgehört habe.“ Das änderte sich, als er vom Figurentheater in Chemnitz, wo er ein Jahr gastierte, nach Leipzig zog.

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