Nach Berlin!
Als August Kirsch sich eine gute Summe Geldes gespart hatte, seine Frau Katharina, geboren am 2. Juli 1865, die von ihm nur Anna genannt wurde und deren falscher Name noch auf einem alten Grabstein auf dem Friedrichsfelder Friedhof zu lesen ist, drei Kinder geboren hatte, zog es ihn in die Großstadt Berlin, um dort ein besseres und schöneres Leben zu finden. Ein mutiges Unternehmen für die damalige Zeit, so eine große Entfernung von der Heimat nach dem für ihn unbekannten Berlin zurückzulegen, mit nur etwas Geld, mit Fleiß und Unternehmungsgeist. Bei größter Sparsamkeit reichte das ersparte Geld gerade dazu, um sich in der Warschauer Straße ein kleines Geschäft zu mieten und dort mit der Familie einen Gemüseverkauf zu eröffnen. Der Laden ernährte die Familie, die in der Zwischenzeit auf sieben Kinder angewachsen war. Die eine Stube und die Küche, die zum Laden gehörten, wurden zu eng. Die jüngste Tochter Frieda, geboren am 2. April 1905, schlief in einer Gemüsekiste, die nachts, wenn der Platz am engsten war, auf den Hängeboden geschoben wurde.
Bescheidener Wohlstand
Nun bot sich für August Kirsch die Gelegenheit, ganz in der Nähe eine Gaststätte zu erwerben. Das war die Frühstücksstube am Baltenplatz. Es war selbstverständlich, dass es ein Familienbetrieb wurde. Die Söhne Wilhelm und Richard, geboren 1896 und 1898, unterstützten den Vater, die Mutter und die Tochter Bertha, geboren 1895, sorgten für das Essen, denn in einer Berliner Kneipe gab es auch Würstchen, Hering, Bouletten, saure Gurken und Schusterjungen. Mit dieser Auswahl sowie einer Molle und einen Korn – wenn das Geld reichte, auch mal mehr – waren Arbeiter in der damaligen Zeit zufrieden. Wichtig für manche war jedoch auch, dass sie bei August Kirsch ein offenes Ohr für ihre Sorgen fanden und ein Gespräch in vertrauter Runde der Stammkundschaft führen konnten.