Die Liebigstraße | Quelle: Wiki commons

Viel Chemie

Liebig-Sammelbilder | Quelle: Wiki Commons
Auch die Liebig-Sammelbilder vermitteln eine brüchige Idylle. / Quelle: Wiki Commons /

Die Liebigstraße.

Von

Die Arbeiten auf dem städtischen Viehhofe und an den Schlachthäusern schreiten in der Art vor, dass die Eröffnung der beiden verbundenen städtischen Anlagen im Herbste dieses Jahres erfolgen kann. Es ist deshalb dringend erforderlich, die Zufahrtsstraßen zu dem Viehhofe in den nächsten Monaten herzustellen, damit der Eröffnung des Betriebes auf den Anlagen im Oktober des Jahres nichts entgegen steht“, wurde den Mitgliedern des Berliner Ostclub- und Frankfurter Thor-Bezirksvereins am 19. Februar 1880 mitgeteilt. Beide Straßen waren nicht an das Radialsystem V der Kanalisation angeschlossen, eine „anderweitige“ Entwässerung „nach der Spree hin“ war angedacht. Die Namensverleihung am 16. Juni 1882 war der nächste Schritt. „Liebigstraße“, sollte von nun die Zufahrt zum Viehhof heißen, die noch ein „Bauernweg“ von 8 Metern Breite war.

Chemie gegen Hunger

Justus von Liebig war Chemiker. 1816 hatte er die Auswirkungen einer Hungersnot am eigenen Leib verspürt und setzte seinen Forscherehrgeiz daran, Hungersnöte per Wissenschaft zu verhindern. Er entwickelte ein „Superphosphat“, über dessen Einsatz die Ernten ertragreicher gelangen. Er kreierte eine „Suppe für Säuglinge“, um Kinder armer Familien vor dem Verhungern zu retten. Der „Fleischextrakt“ war sein erfolgreichstes Produkt. Seine Idee: in großen Mengen erzeugt und billig verkauft, würde es ein gutes Nährmittel für die Arbeiter sein. Ein Irrtum. Die Herstellungskosten lagen zu hoch. Das „Extrakt“ taugte aber zum Würzen, beliebt vor allem wegen seiner Sammelbilder, von denen tausende Serien gedruckt wurden.

Farbchemie

Karl Lewke, ein KPD-Veteran, erinnerte sich gern alte Zeiten. Kurz nach dem Reichstagsbrand traf er sich mit seinen Genossen in einer Kneipe der Liebigstraße 40. Plötzlich stürmten Polizisten herein. Da er in seiner Aktentasche 50 Ausgaben der „Arbeiter-Illustrierten“ hatte, wurde er verhaftet und zum Polizeipräsidium am Alexanderplatz gebracht. Ihm gelang die Flucht. Mit seinen Genossen wollte er Parteilosungen an die Wände der Liebigstraße malen, aber SA-Kommandos schossen von der Rigaer Straße in die Liebigstraße. Es war leicht, die Haustüren abzuschließen und Müllkübel mit Parolen zu beschriften. Kurz nach der Straßenschlacht wurden die Mülltonnen abgeholt und samt ihren Parolen durch die Stadt gefahren.

Was sagst Du dazu?

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert