Die Obst- und Gemüsehändler Şükran und Mohamed Asfari vom Platz der Vereinten Nationen | Fotos: Anne Winkler

Nicht einfach Kaufen und Tschüss

Şükran und Mohamed Asfari | Foto: Anne Winkler
Şükran erzählt: „Als wir auf seinen Wunsch hin Zuckerschoten besorgten, war die Freude eines alten Mannes riesig. Die letzten hatte er als junger Mensch gegessen.“ / Foto: Anne Winkler /

Den Beruf durch das Leben gelernt

Zum Beruf des Obst- und Gemüseverkäufers sind beide über Umwege gelangt. „Selbständigkeit kenne ich von zu Hause her. Mein Vater war auch selbständig. Er leitete ein Restaurant“, erzählt er. „Ich bin 1978 aus Syrien nach Deutschland gekommen. In den 1980er Jahren habe ich auch schon einmal Obst verkauft, in Moabit.“ Dann kam eine Zeit der Fabrikarbeit als Maschinenführer in einer Kabelfabrik. Dort hat er Şükran kennengelernt, die als Vorarbeiterin und Schichtmeisterin beschäftigt war. „Ich bin 1970 als kleines Mädchen nach Berlin gekommen, bin hier aufgewachsen und habe eine kaufmännische Fachschule absolviert.“
Als 1989 die Mauer fiel, entschlossen sich die beiden sofort, im Ostteil der Stadt ein Geschäft zu eröffnen. In der Nähe des heutigen Mauerparks, an der Stelle, wo heute die Max-Schmeling-Halle steht, war ein Markt, auf dem die Asfaris italienische Spezialitäten anboten. Das war nicht selbstverständlich. „Manche unserer Freunde haben uns gefragt, was wir da im Osten wollen. Aber wir sagten: ‘Überall sind gute Menschen’“.
Mohamed erzählt: „Schon dort haben wir es so gehalten, dass die Leute, die bei uns einkauften, für uns nicht nur Kunden sind. Da haben sich Freundschaften entwickelt. Zu manchen haben wir heute noch Kontakt. Die besuchen uns manchmal noch hier.“ Als die Max-Schmeling-Halle gebaut wurde, schlossen sich beide einem Obst- und Gemüsehändler an, der vor der Kaufhalle am Platz der Vereinten Nationen stand und übernahmen das Geschäft schließlich. „Wir sind seit 27 Jahren hier“, sagt Mohamed. „Manche Leute, die damals bei uns einkauften, sind schon gestorben, aber ihre Kinder und Enkel sind jetzt unsere Kunden.“ Mohamed wendet sich einer Frau zu, die sich eine Schale mit Beeren ansieht. „Jetzt ist Beerenzeit. Diese Sorte ist ganz süß. Probieren Sie bitte!“ Şükran greift den Gedanken auf, den ihr Mann äußerte: „Für uns sind Kunden nicht einfach nur Kunden, sondern auch Freunde. Wir haben richtig Freunde gefunden, die uns fragen, wie es uns geht. Man erzählt sich etwas, redet auch über Politik, macht Späße. Als wir einmal einen Schicksalsschlag erlitten, haben sie uns getröstet, riefen an und fragten, ob sie helfen können.“ Mohamed gesellt sich wieder zu uns: „Bei uns geht es nicht so in der Art: Kaufen und Tschüss. Man muss ehrlich sein zu den Kunden, dann haben Sie sie auf Ihrer Seite und dann kommen sie wieder. Diese Vertrauen kommt nicht von heute auf morgen.“

Keine einfache Tätigkeit

Artischocken, Okraschoten und die vielen in Friedrichshain unbekannten Sorten Paprika, die man in Berliner Wohngebieten verkauft, in denen mehr Menschen mit ausländischer Herkunft wohnen, kennen und kaufen die hiesigen Kunden nicht. „Wir kaufen ein, was gerade so an einem Tag weggeht. Mehr schaffen wir gar nicht. Es sei denn, Sie bestellen etwas.“
Die Asfaris liefern auch zu Kunden und haben seit Jahren einen festen Kundenstamm, der größere Posten abnimmt. Einer kauft in jedem Frühjahr Spargel und schickt ihn dann nach Schweden. Ein anderer kauft Kirschen und sendet sie nach Singapur, wo sie eine Rarität sind.
Im Herbst brechen die Asfaris ihre Zelte ab. „Es ist ein Saison-Geschäft“, erklärt Mohamed. Dann werden Kunden beliefert und die Abrechnung wird gemacht. „Es ist auch ein Knochenjob“, meint Şükran. Zwischen sieben und acht Uhr abends wird abgebaut. Am nächsten Morgen geht es wieder los. „Noch haben wir die Kraft das durchzustehen. Einmal war mein Mann krank und wir konnten den Stand nicht aufbauen. Dann haben uns viele Freunde angerufen und gefragt, wann wir wiederkommen.“ Der Schwiegersohn wird dereinst das Geschäft übernehmen und wird auch schon eingewiesen. Mögen dennoch die beiden sympathischen Asfaris erst einmal noch lange als Verkäufer am Obststand erhalten bleiben.

 

 

2 Gedanken zu „Nicht einfach Kaufen und Tschüss“

  1. Man kann nur Gutes zu den beiden netten Obsthändlern sagen. Sie sind immer freundlich und haben gute Tipps zur Behandlung und Zubereitung der Obst-und Gemüsesorten. Alles ist immer sehr frisch und knackig. Besonders zu empfehlen:Melone, Blumenkohl, Orangen, Dill, Pfefferminze, Kartoffeln und Zwiebeln. Wir hoffen, dass die beiden weiter dort bleiben und uns mit ihrem Angebot überraschen und verwöhnen.

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