Frau Kondzieles Promenade

Thaliaschule ehemaiiges Durchgangsheim Alt Stralau Seit dem 28.04.2016 weist eine Gedenk- und Mahnstele auf ide dunkle Vergangenheit als KInder- und Jugendgefängnis des Hauses hin.
Thaliaschule, das ehemalige Durchgangsheim Alt Stralau
Seit dem 28.04.2016 weist eine Gedenk- und Mahnstele auf die dunkle Vergangenheit als KInder- und Jugendgefängnis des Hauses hin.

Das Durchgangsheim Alt-Stralau

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Es war ein unangenehmer Vorfall für Hildegard Kondziele.  Zwei „ihrer“ Mädchen versuchten am 11. Mai 1951 mittels zusammengeknüpfter Decken der Jugendhilfestelle Rummelsburg zu entkommen. Der ersten gelang es, die zweite stürzte ab als sich die Knoten lösten. Die 16-Jährige wurde schwer verletzt ins Krankenhaus Friedrichshain gebracht. Bohrende Fragen der Ärzte brachten ans Licht, dass die jungen Frauen in der „Hilfestelle Rummelsburg“ auf engstem Raum eingesperrt waren, ohne Beschäftigung, ohne Perspektive. Ihr einziges Vergehen: Sie hatten Verwandte oder Eltern verloren und waren „ohne Dach über dem Kopf aufgegriffen“ worden.

Jedes Stockwerk war mit Gefängnistüren verschlossen FotoQuelle: Brenne Architekten
Jedes Stockwerk war mit Gefängnistüren verschlossen
FotoQuelle: Brenne Architekten
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Fröhliches basteln für den Fotografen, in Wirklichkeit wurden hier Lippenstifthülsen im Akkord montiert
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1952 übernahm Frau Kondziele die Leitung des Durchgangsheimes Alt-Stralau 34, einer ehemaligen Gemeindeschule. Hier sollten Kinder und Jugendliche aus schwierigen Lebenssituationen maximal 14 Tage verweilen. Sexuell missbrauchte Mädchen, Kinder aus sozial zerrütteten Familien und vor allem unangepasste Jugendliche. Oder Kinder, die ihren Eltern lästig waren. Und, häufig wegen ihrer „kriminellen Gefährdung“, lesbische und schwule Jugendliche. Ab 1960 wurden Jungs eingewiesen. Die Frist wurde meistens erheblich überschritten und für die Betreffenden zum Martyrium. Unabhängig von ihren persönlichen Hintergründen sollten sie über harte Disziplin in ein „sozialistisches Kollektiv“ gepresst werden. Jedes Stockwerk war „zur Verbesserung der pädagogischen Arbeit“ verschließbar und Gitter vor den Fenstern sollten „dem Freiheitsdrang entgegenwirken“. Der Arbeitszwang war ein Baustein. So hatten die Mädels, weil Baumaterial knapp war, ohne jede Sicherung einen Gebäudeteil abzureißen, um die Pförtnerbude des Heimes aufbauen zu können. Von Oktober 1956 an wurden die 13- oder 14-jährigen Mädchen per Lastwagen zum VEB Elite gebracht, um frisch geschlachtete Tiere auszuweiden oder ab 1960 schickte man sie auch als „sozialistischen Hilfe“ zum Süßwaren VEB Venetia. Abends hatten alle anzutreten. Frau Kondziele tadelte jene, die unwillig waren, um sie dann in das „Gitterstübchen“, den Isolationsraum, zu verweisen.

Isolationsraum 1 FotoQuelle: Brenne Architekten
Isolationsraum 1
FotoQuelle: Brenne Architekten

Es gab drei solcher Räume. Für einen oder mehrere Tage kam hier jeder hin, der die Ordnung störte. Egal ob verhaltensgestörter Jugendlicher oder weinendes Kind. Nur wenig gab es zu Essen, bei „schlechter Arbeit“ gar nichts. Arbeiterinnen beim VEB Venetia steckten immer wieder einem dürren „Heimmädel“ unter der Hand Brote zu. Für den VEB Kosmetik wurden im Heim Lippenstifthülsen montiert. Weil sie die Norm nicht erfüllte wurde einmal ein zierliches Mädchen mit einem schweren Schlüsselbund zwei Stockwerke herunter geprügelt. Für die Presse zeigte sich Frau Kondziele gern mit ihren Mädchen am Karl-Marx-Denkmal. Um den „Kampf gegen alle Feinde der DDR zu unterstützen“ trat sie am 6. Juni 1951 in den Dienst des MfS und blieb Heimleiterin bis 1964.

“Tolstoi” Heiddrun Marquart mit “ihren” Kindern
Fotoquelle: MfS-ZAIG-Fo-0757-Bild-0001

Herr Schade und sein Netz

Ferdinand Schade, seit dem 27. Dezember 1960 als „GI“ „Fritz Rat“, übernahm 1964 die Leitung des Durchgangsheim Alt-Stralau. Bislang wurden 12 Erzieher-IM identifiziert.  „Fritz Rat“ warb unter anderem Heidrun Marquardt, alias „Tolstoi“ an, die sich seit dem 8. August 1966 um die Mädchenabteilung kümmerte. „Tolstoi“ hatte ein Ohr für die intimsten Geheimnisse der Mädels, insbesondere die Kontakte zu den Jungs, und schrieb alles genauestens auf.

Isolationsraum 2 Fotoquelle: Brenne Architekten
Isolationsraum 2
Fotoquelle: Brenne Architekten

„Tolstoi“ war besorgt um den Mann ihrer besten Freundin. Als der im November 1973 „rübermachen“ wollte, meldete sie das. Vom März 1975 bis zum August 1988 stellte sie ihre Wohnung dem Dienst für verdeckte Aktionen zur Verfügung, der ihre aufopferungsvolle Arbeit mit 4.322 Mark entlohnte.
Karl Heinz Fabich, alias „Stralau“, war privat wie als Erzieher sehr hellhörig. Allein seine Berichte über die Jugendlichen im Durchgangsheim Alt-Stralau füllen hunderte Aktenseiten. Sie erzählen von Menschen in der Pubertät. Von ihren Sehnsüchten nach individueller Freiheit in Kleidung und Beziehungen, der Freiheit ihrer Gedanken, von der Anwerbung 12-jähriger Kinder. Über ein Dutzend Jugendlicher wurde über diese Berichte zur MfS-Arbeit erpresst.  „Stralau“ liebte den Alkohol. Nach Auskunft der VP konnte er ab Mitte 1986 weder arbeiten noch „selbstständig“ leben.
Andere Schwerpunkte suchte Heimleiter Schade. Den Mädchen galt er als „geiler Bock“. Er stand in den Duschräumen, war bei den Eingangsuntersuchungen dabei. Jedes Mädchen wurde gynäkologisch untersucht, notfalls mit Gewalt, ob nun 7 Jahre alt oder 13 Jahre und brutal vom Vater vergewaltigt.
„Fritz Rat“ wählte aus, wer in seine Wohnung Karl-Marx-Allee 133 durfte. Nicht für sich, sondern für seine Gäste aus Westberlin. Weil Schades Diebstähle von Heimeigentum, Unterschlagungen von Betriebsspenden auffällig wurden, ermittelte 1969 das MfS gegen ihn und er wurde 1972 weggelobt, um sich danach im MfS-Innendienst verdient zu machen.

Nur fürs Foto-Spielen auf der Dachterasse Die Terasse auf dem expressioniistischen Turnhallenanbau von 1928 wurde 1952 von hohen Zäunen umbaut und in den 1970er Jahren mit Stacheldraht umwickelt MfS-ZAIG-Fo-0757-Bild-0016
-Nur fürs Foto-Spielen auf der Dachterasse
Die Terasse auf dem expressioniistischen Turnhallenanbau von 1928 wurde 1952 von hohen Zäunen umbaut und in den 1970er Jahren mit Stacheldraht umwickelt
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Herr Zippe

1972 wurde Wolfram Zippe Heimleiter. Ein Beispiel seiner Form der Kollektiverziehung: Weil nachts die Zimmer verschlossen waren, gab es einen „Pisseimer“. In diesem hatten die „Neuen“ für Stunden zu stehen. Mit 2.50 Mark pro Woche wurde die Arbeit im Heim entlohnt. Zippe entschied, wer überhaupt was bekam. Schulunterricht war selten in seiner Zeit, jedoch mehr als vorher. Denn das Ziel der pädagogischen Arbeit im Heim war es, eine Generation „neuer Menschen“ im Sinne des Sozialismus heranzubilden.
Die meisten von ihnen gingen anschließend in Jugendwerkhöfe. Sie fanden vor 1989 nur schlecht bezahlte Arbeit und wegen fehlender Qualifikationen nach 1989 kaum einen Job. Oft krank an Körper und Seele beziehen sie heute schmale Renten. Die Erzieher kamen meistens in die Senats-Übernahme und haben wegen ihrer Dienstjahre gute Altersbezüge. Verurteilt wurde niemand.

Isolationsraum 3 Der Isolationsraum, Erziehung auf 3,4qm Gefängniszelle Fotoquelle: Brenne Architekten
Der Isolationsraum, Erziehung auf 3,4qm Gefängniszelle
Fotoquelle: Brenne Architekten

Ende Dezember 1989 wurde das Heim geschlossen und 1998/99 zur heutigen Thalia-Grundschule umgebaut. Seit dem 28. April steht eine Gedenkstele vor dem Gebäude. Sie soll mahnen, das Schicksal von Millionen Kindern nicht zu vergessen, die heute der Verfolgung und Gewalt schutzlos ausgeliefert sind.

20 Gedanken zu „Frau Kondzieles Promenade“

  1. Guten Tag,
    Auch ich war in dieser Einrichtung,zweimal sogar!
    An meinem 18.Geburtstag (23.12.1983) begann ich DIESEN GENAU dort zu feiern, naja
    Man musste mich an diesem Tag auch entlassen, ich war volljåhrig!
    Ich persõnlich hatte dort so doof ich das auch fand, ein Dach ūbern Kopf, ein Bett und was zu Essen!
    Etwas, was meine Eltern nicht hin bekamen!
    Also war ich ab diesem Tag wieder obdachlos, man konnte und durfte mich ja nicht mehr einfangen!
    Ich kam dort rein, WEIL ich Jahre auf der Strasse lebte, das war bei minderjährigen im Osten nicht erlaubt!
    Es war nicht alles schlecht!
    Und manchmal ist es im eigenen Elternhaus schlimmer

    1. Ich war 1987 ( mit 17 Jahren ) dort. Man musste stramm stehen, wenn die Stahltür aufging und sagen: “Isolierraum 3 besetzt mit ( Name). Besondere Vorkommnisse keine.” Ich werde es nieee vergessen!!! In die Zelle habe ich noch eine kleine Matratze bekommen und einen Eimer für menschliche Bedürfnisse. Das Essen habe ich 3 Tage lang nicht angerührt. Mein Magen war nicht in der Lage etwas zu sich zu nehmen, da ich NICHT !!! wirklich wusste, warum ich dort gelandet bin. Ich war vorher in einem Mädchenheim in Buchholz und habe mit 17 Jahren meine erste Liebe kennen gelernt. Daher bin ich ab und an mal Nachts weggeblieben um bei ihm zu sein. ( war natürlich nicht erlaubt – aber mal ehrlich – ich war bereits 17 Jahre und konnte ja schlecht meine Eltern m Erlaubnis fragen…) Nach 4 Tagen Bunker durfte ich dann laut damaliger Ärztin nach oben zu den anderen Heimkindern. Natürlich waren auch dort alle Türen verschlossen – aber immer noch besser als in der kleinen Zelle. Meine zugeteilte Arbeit war das Bloggern ( Blogger – eine Art Bohnerbesen). Wenn ich fertig war durfte ich in einem Raum mir den Schwarzen Kanal anschauen. Zum Duschen und Zähneputzen mussten wir uns immer in Reihe aufstellen, damit jedem entsprechend Zahnpasta auf unsere Zahnbürsten gegeben werden konnte. ( aber immer noch besser als unten im Isoraum, denn dort gab es ausserhalb der Zelle eine kleine Wand mit Waschbecken und Toilette und die Wärter haben einem zugeschaut … ) Beim Essen ( im Essenraum) durfte natürlich nicht gesprochen werden werden und wenn jemand beim Trinken den Ellenbogen abgespreitzt hat, musste die gesamte Gruppe zurück auf Ihr Zimmer ohne Essen und Trinken… Auf dem Dach von Alt-Stralau gab es eine Stunde Hofgang. Natürlich war ringsherum Stacheldraht, damit niemand fliehen konnte… Ich habe heute noch extrem damit zu kämpfen – werde diese Zeit wohl nie verarbeiten…:-(

      1. Es war 1977 in den Sommerferien als ich von Polizei u.Jugendhilfe nach Alt Stralau gebracht wurde.Man hatte mich einfach vom Spielplatz geholt….meinen Eltern unterstellte man eine asoziale Lebensführung…..das Schlimmste für mich waren die Gitter vor Fenster und Türen.Ich war in der Mädchen Kindergruppe.Es gab auch für Jugendliche Mädchen eine extra Gruppe.Wir haben eine Flucht geplant…mir und einer Jugendlichen ist es gelungen abzuhauen.Wir waren fast täglich auf dem Hof…es wurde immer abgezählt….danach bin ich auf ein erreichbares Dach geklettert und konnte im Hof eines benachbarten Altersheim wieder runter.Da Stralau eine Halbinsel ist,musste ich am Heim vorbei rennen…..ich rannte um mein Leben…naja lange war ich nicht frei….aber Ich dachte,schlimmer kann es nicht mehr werden….dann wurde ich früh geweckt…..Transport ins Kinderheim….mit Halt im Durchgangsheim Dresden.. ..das war noch viel schlimmer als Alt Stralau,viel schlimmer…..Ich denke oft an diese Zeiten weil diese verdammen Gitter und alles insgesamt,krank gemacht haben.Ich fühlte mich ausgeliefert und furchtbar alleine…….

  2. Hallo mein Name ist Wolfram und ich war 1979 in Alt Stralau genauer von Feb bis Juni und dann bin ich in Jugendwerkhof nach Rühn gekommen. Ab den Tag an als ich in D-Heim kam habe ich alles verloren nicht nur meine Kindheit, die habe Dich nicht nur mit Sport und das Gefühl du bist nix kaputt gemacht.

  3. Ich war auch in alt Stralau Anfang der 60er Jahre. Und suche seid den ganzen Jahren meine erste Liebe den Tim der zur gleiche Zeit da war. Freue mich riesig diese Seite entdeckt zu haben obwohl es mich auch traurig macht. Grüsse von Ute

  4. Ich kann nichts negatives sagen.Wir hatten damals liebe Erzieherinnen – ich denke an Frau Kath, Frau Rau und Frl. Backhaus.Mit ihr hatte ich später auch noch privat Kontakt und sie besuchte mich im Heim.Leider haben wir uns später aus den Augen verloren.Zu meiner Zeit ist auch niemand geschlagen worden.

  5. Ich war erstmalig, als 15 Jähriger, vom 10.04.1974 bis 02.05.1974 im D-Heim Alt Stralau. Gleich am ersten Tag gelang mir kurzzeitig die Flucht von der Dachterrasse, durch überklettern der Gitter. Nach dem Einfangen, folgten 3 Tage Arrest. War nicht sehr lustig, totale Stille, 2 x 1 Brotscheibe mit draufgekratzter Marmelade und zum Mittag Kartoffeln mit etwas Soße. Kann mich nur an einen Erzieher erinnern, Herr Panse, hat mich mit dem Zug am 02.05.1974 nach Schwerin ins dortige D-Heim gebracht. Kann nichts gegen den Mann sagen, anders als viele sogenannte Erzieher, welche ich später im JWH Rühn kennenlernte.

  6. wenn jemand geflüchtet ist haben wir gestanden bis er zurück war und ist einer umgekippt blieb er liegen oder sie brachten ihn in s Zimmer oder zelle

  7. Mein Name ist Daniela, ich war 1985 dort. vorher war ich in Buchholz im Mädchenwohnheim Minna Fritsch. Mir ging es fast wie Jacqueline im Mädchenheim. Im D- Heim Stralau war ich 4 Monate, also bis zu meinem 18. Geburtstag, ich fand es nicht ganz so schlimm dort zu sein. Schön war es dennoch nicht. Eine Erzieherin erlaubte mir sogar heimlich ein Bild von meinem Sohn zu behalten, dass gab mir halt.

  8. Hallo, ich war 1966/1967 im Kinderheim Alt-Stralau und kann anhand der Bilder keine Erinnerungen wach rufen, ausser dass ich Heimkleider tragen musste , die Graupensuppe hasste und zur Strafe an Weihnachten gezwungen wurde diese aufzuessen, sonst hätte ich nichts zu Weihnachten bekommen und dass ich auch Mal ganz allein in einem Raum schlafen musste. Und manchmal habe ich Albträume von engen gekachelten Räumen .Gibt es noch andere Fotos von diesem Heim?

  9. Ich war im Januar 1970 in Alt- Stralau. Mir wurden alle persönlichen Sachen abgenommen und ich bekam so ein furchtbar hässliches, kariertes, mir viel zu langes Kleid an.
    Ich musste gleich am ersten Tag zum Gynäkologen. Das war sehr schlimm für mich, da ich kurz vorher schwer vergewaltigt worden bin und traumatisierte war.
    Ich konnte mich damals niemandem anvertrauen. Ich war 13 als mir das passiert ist und bin ab da völlig abgedriftet und in solch einem Heim gelandet. Hilfe gab es damals nicht.
    In dem Heim musste ich mit so einem schweren Bohnerbesen die Böden bohnern. Das war wie Aschenputtel.
    Als Neuankömmling habe ich die ersten Mahlzeiten kaum was zum Essen bekommen. Neue mussten sich hinten anstellen. Die „Erzieher“ hat das nicht interessiert.
    Ich bin durch viele Therapien gegangen und habe bis heute damit zu tun.

  10. Auch ich saß mit meiner Schwester dort ein. Wir waren 14 und 15 Jahre alt. Der Grund: ich war klar als Punk zu erkennen und lief mit meiner Schwester über den Alex. Wir hatten eigentlich nichts verbockt. Der Aufenthalt dauerte zwei Wochen, unsere Eltern wurden nicht informiert. Meine Eltern sollten dann noch für die Unterkunft bezahlen, obwohl wir akkord arbeiten mussten. Meine Schwester montierte Mechaniken für Lippenstifte und ich tütete Spielzeug ein. Uns wurde gesagt, dass unsere Eltern kein Interesse mehr an uns haben und wir in einen Werkhof kommen sollten. Es war schlicht zum kotzen. Jetzt bin ich 52 Jahre alt und kann mich immer noch erinnern.

  11. Auch ich war im November 1977 hier für ca. 2 Nächte, bis ich dann weitertransportiert wurde nach Krassow (b. Wismar) in das Schwererziehbarenheim. Ich sollte, völlig verweint, die “Aktuelle Kamera ” im Gruppenraum mitverfolgen und danach Bericht erstatten. Ich wurde gerade aus meiner Familie zwangsweise rausgehollt und hatte ganz andere Sorgen als die “Aktuelle Kamera”. Jeden Morgen beim Frühstück kam eine Person mit einem Zettel wo Namen für den Weitertransport draufstanden….. Heute erinnert mich das an den Judentransport. Ich war froh als eines Morgens meine Name fiel und ich raus konnte aus diesem düsteren Gefängnis, wo einem jede Menschenwürde genommen wurde. Einheitskleidung wurde uns verpasst, wie in einem Gefängnis. Aber es war auch ein Gefängnis.
    Ich finde es gut, dass es eine Gedenkstätte wurde. Aber in diesen Räumen sollte nie etwas anderes passieren, da dieses Haus sehr viel negative Energie hat. Wenn Mauern reden könnten…..

  12. Ich war in diesem Durchgangsheim von MItte Mai bis Ende August 1965.
    Wir hatten keine Schule und waren Kinder vom Vorschulalter an bis etwa zum 16. Lebensjahr. Wir haben den ganen Tag im Aufenthaltsraum verbracht und uns gelangweilt, an der Wand hing noch ein Bild von Wilhelm Pieck. Es gab keine Spiele oder andere Beschäftigungen. Ich hatte dann das Glück an den Wochenenden bei der Weißen Flotte auf den Dampfern arbeiten zu dürfen als Aushilfe in der Küche, ich war 15. Es gab gutes Essen, nettes Personal und etwas zu tun. Durfte dann auch in der heimeigenen Küche Kartoffeln schälen bw. aushelfen.
    Ich erinnere ich sehr gerne an Frau Rau, klein, schlank, dunkelhaarig und sehr nett. Andere Erieher sind mir nicht in Erinnerung. Aber an die Einheitskleidung der karierten Kleider kann ich mich auch gut erinnern und an die Kellerräume, in denen die Vorräte gelagert wurden und auch die Kleiderkammer war. Auf der Etage über den ädels waren die Jungen untergebracht, aber es gab eine strikte Trennung und keine Kontakte.
    Ich wurde dann in den Jugendwerkhof Burg bei Magdeburg verlegt. War ein Jahr dort und es war mit die beste Zeit meiner Kindheit/Jugend.

  13. Ich suche Leute die in der Zeit von Februar 1985 bis März 1985 im haus 1 waren und danach weiter in Haus 2 gekommen sind. Bitte bei mir melden vielen dank

  14. Ich war Anfang der 70er Jahre dort… weil ich mit meiner Mutter auf der Flucht erwischt wurde. Damals war ich 2 1/2.
    Ich kann mich an nichts aus der Zeit erinnern, leide aber unter einer posttraumatischen Belastungsstörung und es gibt Trigger, die ich nicht zuordnen kann. Deshalb suche ich nach Informationen über das Heim… Für alle Beiträge hier bin ich sehr dankbar.

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