Menschen: Frau Stender und Frau Becker vom Verein Kunst und Keramik Berlin Friedrichshain e.V. Müggelstraße 17, 10247 Berlin | Foto: | Foto: Giovanni Lo Curto

„Man fühlt sich wohl hier!“

Menschen: Kunst und Keramik Berlin Friedrichshain e.V. Müggelstraße 17, 10247 Berlin | Foto: | Foto: Giovanni Lo Curto
Vor dem Regal mit den Glasuren. Das ganze Univerum kann abgebildet werden -und manchmal sogar noch mehr. / Foto: Giovanni Lo Curto /

Sorgen und Genüsse des Vereinslebens

Ich schaue mich um. An den großen Ladenraum zur Straße schließt sich ein weiterer Raum an, in dem die halbfertige Keramik auf die Weiterverarbeitung wartet, wo Farben lagern und in dem der große Brennofen steht. Diesen zu betreuen erfordert Wissen und Vorsicht. Ein Ofen muss langsam abkühlen, etwa zwei Tage lang. Zwei Frauen des Vereins sind für die Brände zuständig, eine für die Gruppe Skulpturen, deren Produkte eine Temperatur von etwa 1040 Grad Celsius brauchen. Die Erzeugnisse der anderen Gruppe, die gedrehte Keramik herstellt, benötigen 1220-1230 Grad Celsius. Das sind die beiden Gruppen, auf die am Anfang verwiesen wurde. Aber beide nehmen lebhaft am Vereinsleben teil und ziehen gemeinsam am selben Strick, wenn es drauf ankommt. Gerade im vorletzten Jahr musste der Verein eine schwere Hürde überwinden. So schöne Räume im Bezirk, das weckt natürlich Begehrlichkeiten. Und weil Geschäftsräume nicht geschützt sind, lassen sich manche Eigentümer immer gern etwas einfallen, um die Miete zu erhöhen. Der Schock der letzten Mieterhöhung erforderte harte Verhandlungen und eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge. Dabei geht es den Vereinsmitgliedern nicht nur um die Kunst allein. „Es ist schön, etwas Selbstgemachtes zu Hause zu haben. Aber ich komme auch wegen der sozialen Kontakte“, sagt Frau Becker. „Natürlich weiß ich dann, dass man dienstags, wenn alle da sind, nicht so viel schaffen kann.“ Früher gab es noch mehr Exkursionen, etwa nach Glindow, einen Ziegelhof in der Nähe von Potsdam. Dort gibt es einen Ringofen, in dem die Keramik gleich gebrannt werden kann. Und es gibt auch Übernachtungsplätze. Wolfgang Weber bereitete die Teilnehmer vor, indem er sie aufforderte, Skizzen und kleine Plastiken aus Knete mitzubringen, damit sie vor Ort richtig loslegen könnten. Seit dem Rückzug des ehemaligen Leiters leiten sich die Vereinsmitglieder selbst an. „Wir tauschen unsere Erfahrungen aus.“ Die Organisation des Betriebs der Werkstatt ist denkbar einfach. Als Vereinsmitglied bekommt man einen Schlüssel, mit dem man jederzeit in die Werkstatt kommt. Um die zwanzig sind sie jetzt. Dazu kommen auch Künstler, die nicht im Verein sind und für ihre Arbeiten in der Werkstatt jeweils eine bestimmte Summe entrichten. Nach dem Ärger mit der erhöhten Miete richtete der Verein auch wieder eine Ausstellung aus. „Es wäre schön, wenn wir noch wachsen könnten“, sagt Frau Stender und betont: „Wir genießen die Zeit.“

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