Der Betonsteg in der Spree, März 2016. / Foto: Giovanni Lo Curto /

Benutzen und Betreten verboten

Der Betonsteg in der Spree, Stasi-Foto, 1981. / Quelle: BStU /
Der Betonsteg in der Spree, Stasi-Foto, 1981.
/ Quelle: BStU /

Spurensuche

Anders als Mauern oder Zäune sind Stege gemeinhin nicht zur Abgrenzung da, im Gegenteil. Sie sollen Übergänge zwischen Land und Wasser schaffen. Außerdem waren und sind Stege in vielfältiger Weise in die transportwirtschaftlichen Abläufe eingebunden, die sich an Flüssen, Seen und Meeren abspielen. In den guten alten Industriespree-Zeiten gab es beispielsweise zwischen Oberbaum- und Elsenbrücke so viel Schiffsverkehr, dass die Lastkähne zuweilen zu Dutzenden an Stegen im Wasser lagen und warteten, bis sie in den Osthafen oder in den Landwehrkanal einfahren konnten. Mit dem Betonsteg aus der Mauerspree-Zeit hatte es jedoch eine ganz andere Bewandtnis.
Fotos, die die Erbauer und Hüter der Mauer in den 1980er Jahren aufgenommen haben, zeigen den Steg als Teil eines großen Ganzen aus Landmauern und Wassersperren, die West-Berlin (in diesem Fall Kreuzberg) weiträumig von der Hauptstadt der DDR (hier in Gestalt von Friedrichshain und Treptow) abschirmten. An der Treptower Eichenstraße reichte die T-förmige Krake damals bis ans Ufer heran, ein Zugang für Grenzsoldaten und Angehörige anderer bewaffneter DDR-Organe, die auf dem Steg im Einsatz waren. Auf der Stegseite, die in Richtung Oberbaumbrücke zeigt, standen zwei Wachtürme. die rund um die Uhr mit Grenzern besetzt waren. Und neben dem Steg gab es eine sogenannte Dalbenreihe aus Holzpfählen die sich fast ganz bis zur Oberbaumbrücke hinzog. Darauf konnten die Grenzer zwar nicht stehen und gehen sondern nur mit Booten anlegen. Aber wie der Betonsteg stellten auch die Holzpfähle ein Hindernis dar, das denen, die über den Fluss nach Kreuzberg wollten, gnadenlos den Weg versperrte.

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