Der Betonsteg in der Spree, März 2016. / Foto: Giovanni Lo Curto /

Benutzen und Betreten verboten

Flucht der „Friedrich Wolf“, aufgezeichnet von der DDR-Grenzpolizei. / Quelle: BArch /
Flucht der „Friedrich Wolf“, aufgezeichnet von der DDR-Grenzpolizei.
/ Quelle: BArch /

Über und unter Wasser

Wann genau der Steg gebaut wurde, liegt, wie es scheint, noch im Dunkeln. Im Juni 1962, als der Ausflugsdampfer „Friedrich Wolf“ am Osthafen vorbei in den Landwehrkanal durchstartete, eine legendäre Fluchtaktion, die in keiner Steggeschichte fehlen darf, stand er jedenfalls schon. Ein Boot, das am Steg lag, war damals als erstes zur Stelle, konnte das gekaperte Schiff aber ebenso wenig aufhalten wie die Grenzposten, die von verschiedenen Seiten das Feuer eröffneten. Seitdem wurde hier immer wieder nachgerüstet, über und unter Wasser.
Einmal, im Juni 1965, hat es trotzdem einer geschafft, zwischen den Betonpfeilern durchzukommen und das Kreuzberg Ufer von mehreren Schüssen getroffen lebend zu erreichen. Der „Unterwassersperre am Bootssteg“ wurde daraufhin bescheinigt, dass sie „teilweise lückenhaft“ und ihre „Sperrfähigkeit“ nicht ausreichend sei. Drei Jahre später hatte sich das offenbar grundlegend geändert. Der 18jährige Bernd Lehmann aus Friedrichshain wollte Ende Mai 1968 in den anderen Teil der Stadt schwimmen. Grenzer fanden ihn direkt am Steg tot im Wasser. Er soll in den „Unterwassersicherungsanlagen“ hängen geblieben sein, wie es im Obduktionsbericht ungerührt heißt.

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