Das Haus an der Warschauer Brücke, Foto: Hajo Toppius

Das Haus an der Warschauer Brücke – symptomatisch für Friedrichshain

Aus dem Dornröschenschlaf erwacht

In dieser Zeit steht Friedrichshain und das Haus wieder symptomatisch für eine gesamte Entwicklung. Die großen gesellschaftspolitischen Ideen, die in den Jahrzehnten zuvor propagiert worden waren, rückten in den Hintergrund, zugunsten eines kollektiven Rausches und dem hedonistischen Drang zur Selbstverwirklichung in einer Stadt voller neu entstandener Freiräume. Am Haus strömten jetzt die Touristenmassen vorbei mit ihren Träumen vom Feiern und von einem perfekten Abend.
Wie so viele andere Häuer im Ostteil der Stadt wurde auch das Eckhaus an der Warschauer Brücke verkauft und saniert. Und wie auch in so vielen anderen Häusern entstanden hier Eigentumswohnungen, Büros und Gewerberäume – im Auftrag einer dänischen Immobiliengruppe.

Kommerz als neues Phänomen

2007 zog die neu gegründete vegane Supermarktkette VEGANZ mit Restaurant, Café, Schuhladen und Büros hier ein. Damit hat ein neuer zeitgenössischer Traum hier ein Zuhause gefunden. Die Vorstellungen vom richtigen Leben haben sich vom ideologischen des letzten Jahrhunderts zum hedonistische der Nachwendezeit und nun ins Private verschoben. Es ist Lifestyle geworden, wie Jan Bredack, der Gründer von VEGANZ in einem Gespräch betont: „Unsere Kunden sind zum größten Teil nicht Veganer. Es geht um gesundes, cooles Essen. Es ist ein bisschen hip“.
Auch in der Entwicklung von VEGANZ und seinen Kunden spiegelt sich ein typisches Friedrichshain-Phänomen: die Institutionalisierung und Vermarktung eines subkulturellen Ideals. VEGANZ ist inzwischen eine große Lebensmittelkette, musste Teil-Insovenz anmelden und wird wohl einige Filialen schließen.
Der vegane Lebensstil taugt hier kaum noch als antikapitalistischer Lebensentwurf, was durchaus auch Kritiker auf den Plan treten ließ: „Klar, wir hatten Aufrufe zum kollektiven Klauen, wir hatten Buttersäure, wir hatten eingeschlagene Fensterscheiben“, sagt Bredack.

Ein Gedanke zu „Das Haus an der Warschauer Brücke – symptomatisch für Friedrichshain“

  1. Geschichtlich kann ich zu dem Haus wenig sagen. Zur heutigen Zeit allerdings einiges. Das Haus ist vermietet, keine einzige Eigentumswohnung ist vorhanden. Die Büros des Veganz befinden sich in einem umliegendem Haus, nicht in diesem. Die leuchtenden „Werbung“ war ein Kunstprojektes des oberen Mieters und hatte keinen kommerziellen Hintergrund. Schlecht recherchiert. Das subjektive Wunschdenken auch ideologisch komplett deplaziert. Ich wohne in dem Haus.

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