Hugenottenfamilien auf der Flucht | Quelle: Der Hugenotte. Zeitschrift 1922.

Seide und Blumenkohl

Hugenottenfrau | Quelle: Der Hugenotte. Zeitschrift 1922
Nicht alle Flüchtlinge waren arm, manche konnten Hab und Gut retten.
/ Quelle: Der Hugenotte. Zeitschrift 1922 /

Schicke Innovationen!

Weniger freundlich wurde der Seidenwirker Menthe in der Blumenstraße 42 wahrgenommen. Seiden- und Strumpfwirker brachten für die Herstellung von Hosen und Strümpfen ihre speziellen Webstühle mit. Mit diesen war eine preisgünstige und auf schnell wechselnde Moden reagierende Produktion möglich. Die Aufstellung und Wartung der Webstühle erforderte die Kenntnisse von Stuhlschlossern und Stuhlsetzern, die in Berlin unbekannt waren. Die hiesigen Zünfte verweigerten den neuen Kollegen einen kostenlosen Zugang. Die neuen Strumpfwirker durften 15 Jahre als Freimeister arbeiten. Sie besaßen die Rechte eines Meisters, ohne an die Beschränkungen der Zunft gebunden zu sein. Der Brauch, Frauen und Kinder mitarbeiten zu lassen, führte zu Konflikten. Nach deutschen Zunftgesetzen war das verboten. Erst als die Réfugiés auf Kinder- und Frauenarbeit verzichteten, war eine Einigung erzielt und 1709 eine gemeinsame Strumpfwirkerzunft gegründet. Deren Vorstand teilte sich in die deutschen Balthasar Gottfried Schneider und Gottfried Kretzschmar und die französischen Altmeister Paul Aman und Francois Triarire. 1786 arbeiteten 106 Strumpfwirker in Berlin, sie betrieben 157 Webstühle. 1782 fertigten sie 65.312 Paar Baumwollstrümpfe und Handschuhe im Wert von 54.950 Talern an. Parallel existierten 32 Seidenstrumpfwirkereien, die außer Strümpfen ebenfalls Handschuhe herstellten. Sie erzielten 1782 einen Ertrag von 122.400 Talern. Spezialisten für „durchbrochene und gemusterte Strümpfe aus besonders feinem Material“, wie Meister Menthe in der Blumenstraße 42, richteten neben ihrer Werkstatt einen Musterraum für Einkäufer ein.

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