Beste Voraussetzungen
Nach der „Städtebaulichen Konzeption für die Einordnung des Kaufhauses am Ostbahnhof“ vom Dezember 1975 wäre die Ernst-Steinfurth-Straße komplett verschwunden und dafür 25 Taxistände mit einem Stadtbusbahnhof im Bereich der Koppen- und Langestraße entstanden.
7.000 Quadratmeter Gewerberaum wurden für den Umbau abgerissen, der jedoch mangels Geld nicht mehr stattfand. 1979 eröffnete hier wegen der Nähe zum künftigen Hauptbahnhof das Centrum Kaufhaus. Es sollte das führende Haus gegenüber seinem Gegenstück am Alex werden. Nicht nur aus der ganzen DDR, sondern auch aus Polen und der Tschechoslowakei reisten die Kunden an, um am Ostbahnhof einkaufen zu gehen. Das Centrum am Ostbahnhof war auch ein Ort, an dem Modeschauen stattfanden, so im Mai 1985, als junge Verkäuferinnen zur „Woche der Jugend und Sportler” zeitgemäße Kleidung vorführten. Der Clou: säuberlich verpackt lagen die guten Stücke zum Selbernähen zugeschnitten zum Kauf bereit, mit genauer Näh-Anleitung. Anlässlich besonderer Ereignisse wie den „Motorbootrennen in Grünau“, gehörten Modenschauen im Centrum am Ostbahnhof zum Rahmenprogramm. Zum Vorführen traten weder superschlanke noch ausgesucht schöne Mannequins auf, dafür aber „Menschen wie du und ich.“ In der „Woche der Produktion”, stand mitunter auch die Direktorin für Absatz, Gabriele Küttner, mit ihren Mitarbeitern der Erzeugnisentwicklung des VEB Berliner Damen-Moden hinterm Ladentisch. Hier, im 5. Stock in der „Damenoberbekleidung“, durften Kunden auch ihre Wünsche und Beschwerden vortragen. Und die waren verschieden und zahlreich: der VEB Narva etwa hatte Probleme, Glühbirnen oder Leuchtstoffröhren zu liefern oder die Kunden mussten wegen einer Bohrmaschine ewig am Stand für Nägel und Schrauben anstehen.
Mit der Übernahme des Hauses durch Hertie nach der Wende schienen solche Probleme ein für alle Mal gelöst zu sein. Aber nach und nach verdüsterten sich die Perspektiven auf andere Weise. Der Ostbahnhof verlor seine Bedeutung und neue Einkaufszentren zogen Kunden ab. Nach Übernahme durch den Kaufhof-Konzern ließ es dieser an Investitionen und Engagement fehlen. Als der Handelskonzern Metro die Kaufhof-Gruppe an die kanadische „Hudson’s Bay Company“ veräußerte, verfiel das einstige Flaggschiff der DDR-Warenhauskultur zur Resterampe. Im Juni 2017 wird das Haus schließen. Viele Nutzungen sind angedacht, aber die wahrscheinlichste Zukunft wird der Abriss des Gebäudes mit Grundstücksverkauf an Investoren sein.