“Erkenne sie! – Die Leuchtspur des Geschicks! Es ist der Augenblick des Glücks!’ (Udo Jürgens)”
Ein Besuch in Fräulein Beckers Lieblingsapotheke.
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Im Stadtbild der Karl- Marx-Allee ist sie nicht zu übersehen – die Werbung für Fräulein Beckers Lieblingsapotheke. ‚Was kann an einer Apotheke besonders sein?‘ fragen sich manche – und zwar all diejenigen, die sie nicht kennen. Die Einrichtung der Lieblingsapotheke in der Karl-Marx-Allee 101 ist an sich nicht außergewöhnlich: gut ausgeleuchtete Regale, funkelnde Kronleuchter, schöne Bilder an den Wänden. Die Waldorfschrift zeigt, dass man hier Fan der anthroposophischen Denkweise ist. Aber erst wenn man mit der Inhaberin Margrit Becker spricht, eine eher kleine, schmale, fast zierliche Frau, dann merkt man es: freundlich, kompetent und immer einen ersetzen durch: kessen Spruch auf den Lippen.
Zuerst nicht das Richtige
Als Berliner hat man bestimmte Vorstellungen von der Welt: flotte Sprüche – so was kann nur eine Berlinerin! Doch in diesem Falle weit gefehlt! Margrit Becker ist es sofort anzuhören, dass sie eine Hinzugezogene ist. Aufgewachsen ist sie im thüringischen Schmalkalden. „Als Kind war ich oft in der Apotheke meiner Tante. Die Mär erzählt, dass das erste Wort, das ich gesagt haben soll, wohl ‘Theke’ lautete.“ Wer glaubt, dass damit der weitere Lebensweg zur Apothekerin vorgegeben war, irrt. „Eigentlich wollte ich in die Fußstapfen von Heinz-Florian Oertel treten und Sportreporterin werden.“ Dafür bewarb sie sich beim DDR-Fernsehen in Berlin-Adlershof, bestand aber aufgrund ihres damals noch extremen thüringischen Dialekts die Aufnahmeprüfung nicht. Sie verwarf die Empfehlungen der Berufsberatung, die in Richtung Nationale Volksarmee, Ökonomie oder Russisch-Lehrerin-Studium in Mühlhausen gingen und studierte stattdessen Lehramt für Chemie und Biologie in Potsdam. Wegen der Umstellungen 1990 dauerte ihr Studium ganze sechs Jahre zuzüglich zwei Jahre Referendariat in Wolfen-Nord. „Als ich den Abschluss als Gymnasiallehrerin in der Tasche hatte, wurde mir bald klar, dass es absolut nicht mein Ding ist, anderen vorzugeben, was sie zu lernen haben. Und es liegt mir völlig fern, irgendetwas zu bewerten!“