Michael Prügel, Inhaber des Meisterbetriebs Kamera Service Ostkreuz, Foto: Giovanni Lo Curto

„Analogfotografie wird es immer geben.“

Michael Prügel und sein Vater Foto: privat
Michael Prügel (vorn) mit Vater und Bruder in der Werkstatt Anfang der 1990er Jahre. / Foto: privat /

Mehr als 50 Jahre Tradition

Es ist eine ganz normale Berliner Hinterhofwerkstatt, die so normal schon längst nicht mehr ist, zumal in einer Gegend, in der vor allem Gastronomie Konjunktur hat. Reparaturwerkstätten für digitale und analoge Kameras sind in Berlin selten geworden. „Ich bin so was wie der letzte Mohikaner“, sagt Michael Prügel und zeigt auf das Regal mit den Kundenkameras. Der Bedarf ist gerade in den letzten Jahren durch den Aufschwung der Analogtechnik gestiegen. „Bei mir dauert die Wartzeiten bis zu sechs Wochen.“
„Mein Vater hat die Werkstatt 1964 gegründet. Ich bin oft hier gewesen und habe schon als Junge Objektive repariert.“ Das entsprach auch seinem Hobby. „Ich habe immer gern was auseinander genommen.“ Nach der Mechaniker-Lehre fing Michael Prügel bei seinem Vater in der Werkstatt an. Das war 1978 und ist nun ganze vierzig Jahre her. Dann hat er natürlich immer mehr hinzugelernt. Die Arbeit in der familiären Umgebung war angenehm, besser als in einem Betrieb. „Da war es nicht so schlimm, wenn man mal länger schlief“, ergänzt Michael Prügel lächelnd.
Damals wurde noch viel mehr repariert. Selbst günstige Spiegelreflexkameras kosteten mehrere hundert Mark, und die Menschen besaßen nicht so viel Geld wie heute. Damals arbeiteten neben Michael Prügel und seinem Vater auch noch sein Onkel und sein Bruder hier. Im Laden bediente zusätzlich eine Annahmekraft. „Wir waren Vertragspartner von Pentacon in Dresden“, erläutert der Kamerafachmann. Das war der wichtigste Kamera-Hersteller in der DDR. „Zu uns kamen auch fest angestellte professionelle Fotografen von Zeitschriften oder vom Tierpark und ließen hier ihre Technik warten.“ Diese Profis fotografierten gern mit Praktisix, einer Mittelformat-Kamera von Pentacon mit einem Schnellschalthebel, der eine schnellere Bildfolge gestattete. Diese Kameras waren allerdings etwas anfällig.
Manche arbeiteten auch schon mit Westtechnik, die ebenfalls hier repariert wurde. „Das hat uns ein wenig den Start nach der Wende erleichtert, dass wir uns auch in der Technik ausländischer Kameras auskannten.“

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