Alltag und Berufsehre
Wie in allen Reparaturberufen gibt es Apparate, über die man sich ärgert, weil sie einfach nicht funktionieren wollen. „Die will man am liebsten wegwerfen“, kommentiert Michael Prügel. Aber als Reparateur hat man seinen Ehrgeiz. Das Gerät wird dann beiseite gelegt. Nach zwei oder drei Tagen schaut man noch mal drauf und dann geht die Reparatur meistens problemlos und schnell vonstatten.
Kommt es vor, dass er Aufträge zurückgeben muss? „Manche Optiken sind so fest, dass man sie gar nicht mehr auseinander schrauben kann. Das muss man dann den Kunden erklären und die sehen das dann auch ein.“ Es kommt auch vor, dass Aufträge gar nicht erst angenommen werden, weil sich die Reparatur nicht lohnt. Bei den neueren Kameras sind vor allem die Sensoren zu reinigen, die anstelle des früheren Films die Lichtinformationen speichern und verarbeiten. Repariert wird bei dem hohen Aufkommen von Plastik-Teilen in neuen Kameras kaum etwas, eher werden Bauteile ersetzt. Ersatzteile sind im Großen und Ganzen erhältlich. Viele Hersteller liefern auf Anfrage, manche jedoch wollen, dass ihre Produkte ausschließlich in ihre Werkstätten eingeschickt werden und liefern nichts, „nicht einmal eine Schraube!“
„Analogfotografie wird es immer parallel zur Digitalfotografie geben“, erläutert Michael Prügel. „Trotz E-Book-Reader gibt auch immer noch Bücher und Zeitungen.“ Fotografiert er selbst auch? „Wie jeder andere mit dem Handy. Das geht am Einfachsten.“ Allerdings stellt sich heraus, dass er durchaus experimentierfreudig ist, als er später berichtet, mit einer Analogkamera und Schwarzweiß-Filmen in den Urlaub gefahren zu sein. Erst wurde er deswegen belächelt, doch: „meine Urlaubsbilder waren die Besten von allen“, resümiert er stolz.
Die Gegend um das Ostkreuz hat sich sehr verändert. „Früher war hier tote Hose“, kommentiert Michael Prügel. Es gab ein paar Hinterhofwerkstätten für Rundfunk- und Fernsehgeräte, einen Fleischer und eine Kneipe. Die Mieten sind gestiegen und es gibt kaum Parkplätze. Der Ladeninhaber kommt aus Köpenick mit der S-Bahn. „Wohnen möchte ich hier nicht. Aber für junge Leute ist es eine interessante Gegend.“
Man sieht es ihm an, dass er sich eine Arbeitswelt geschaffen hat, die für alle, sowohl für den Meister, als auch für die Kunden gut ist. – Keine Selbstverständlichkeit heutzutage. „Was mich manchmal stört ist, wenn das Wetter draußen so schön ist wie heute und ich in der Werkstatt arbeiten muss“, kommentiert er beiläufig. Möge dieser Mangel für Michael Prügel die einzige Unpässlichkeit sein und in Zukunft bleiben, mit der er zu tun hat.