Neue Regeln
Seit 1933 gehörten die Schausteller zur Wirtschaftsgruppe Ambulantes Gewerbe. Weil sie nur „der Schaulust dienten und bei Jugendlichen dem deutschen Sport abträgliche Vorstellungen erwecken würden“ waren Rummel-Ringkämpfe jetzt verboten. Der Fischzug sollte in „Anlehnung an ehrwürdige Traditionen dem Heimatsinn und der Volksverbundenheit neue Impulse geben.“ Dennoch war 1935 das Fahrgeschäft „Loch Ness“ mit von der Partie und 1938 neben Raketen-, Geister-, Wellenflug- und Achterbahn ein Panoptikum und eine Liliput-Schau zu erleben. Selbst dressierte Gänse durfte man bewundern. Der Fischzug dauerte nun von Mai bis September. Ab 1939 wurde mit Einbruch der Dunkelheit geschlossen. Wegen der Brandbombengefahr hatten die Schausteller 50 bis 60 Meter Abstand zwischen den Geschäften zu halten. Für Jahre endete im August 1944 der Fischzug.
Julius Lehmann, der letzte Fischer auf Stralau, warb für eine Fortführung und am 2. Juli 1950 startete der auf „Alt Berlin“ getrimmte neue Fischzug. Von politischer Ebene hieß es: „Anhand der revolutionären Traditionen Berlins entspricht der Stralauer Fischzug mit seinen alten Inhalten nicht mehr den gesellschaftlichen Erfordernissen“.
Andere Regeln
Politische Inhalte sollten im Mittelpunkt stehen. Deshalb sprach 1954, am „Tag des Friedens“, Robert Havemann auf dem Fest. Zwischen August und September 1956 kam eine halbe Million Besucher, davon ein fünftel aus Westberlin. Schon am Vormittag des ersten Tages ging der HO Bier und Bockwurst aus. Zeitgleich schenkte eine private Zeltgaststätte 30 Fass Bier aus. 1958 lieferten sich zivile Kampfgruppen Schlägereien mit Jugendlichen aus beiden Stadtteilen. Wegen zu viel politischer Propaganda beklagten die Schausteller um 1960 schlechte Geschäfte.
Trotz aufwendiger folkloristischer Umzüge hielt der Besucherschwund an und lebte erst auf, als die Veranstaltung aus logistischen Gründen nach Treptow verlagert wurde. Das Wasserfest 1987 war hier ein Höhepunkt, aber der Fischzug eine Legende.