Konkurrenz
Hannelore Rojan als Besitzerin der „Tempo-Lichtspiele“ verkaufte für 170 Sitzplätze vier Sorten von Eintrittskarten. Für 0,25 Mark die grünroten und die rosanen, für 0,50 Mark die gelben, für 1 Mark die roten, Freikarten gab es keine. 1958 behaupteten sich acht Friedrichshainer Kinos im Privatbesitz gegen sechs, die dem „VEB Filmtheater“ angehörten. Diese sollten „das Lichtspielwesen zur Kultureinrichtung weiter entwickeln und eine „Abwanderung nach den Kinos in West-Berlin verhindern“. „Das Mädchen Rosemarie“ war mit ausverkauften Vorstellungen ein Kassenmagnet der „Privaten Kinos“. Mit nur 10 Besuchern waren „Die Töchter der Partei“ eine Besucherpleite der „VEB Kinos.“ „Kein Einzelfall, sondern ein typischer“, hieß es auf SED-Leitungsebene und es wurde angeregt, sozialistische Brigaden für den Film „Ein Menschenschicksal“ zu werben. Dann kam ein Bericht des „VEB Filmtheater“ vom 20. August 1959 zum Ergebnis: Die „Tempo-Lichtspiele dürften wegen der mangelhaften Ausstattung und aus Rentabilitätsgründen nicht mehr fortgeführt werden.“ Ein Bürgermeisterbescheid vom 16. Oktober 1959 befahl: „Die Tempo-Lichtspiele sollen sofort aufgelöst und geprüft werden, ob die Räume an eine Sportorganisation gehen können. Im Zuge der Schließung ist es erwünscht, dass die am Gebäude äußerlich erkennbare Kinobezeichnung mit verschwindet.“ Fortan nutzte ein Kino in der Gleimstraße die ERKO-Vorführgeräte. Frau Rojahn ging nach Westberlin und leitete von 1964 bis zum Jahr 2000 die „Eva-Lichtspiele“ in der Blissestraße 18. In den einstigen Räumen der „Tempo-Lichtspiele“ residiert heute ein Restaurant.