Kultur organisieren bedeutet: reden, reden, reden.
Wer je einmal in einem Kulturladen gearbeitet hat, weiß, dass das Vergnügen, sein eigener Gast in einem Club zu sein, mit sehr viel Engagement und Arbeit zu tun hat: Organisieren, Netzwerken, Überzeugen, Argumentieren, Reden, Reden, Reden. Sechs Veranstaltungen sind im Monat zu stemmen. Zugute kommt Vanessa dabei, dass das Geschäft in der Karl-Marx-Allee nicht unbekannt ist. „Immer wieder kommt es vor, dass sich Passanten die Nasen am Schaufenster plattdrücken, wenn sie uns hier drin sehen“, berichtet sie. „Die fragen dann ‘Ist das jetzt wieder ein Geschäft?’“ Nein, kein Geschäft, aber wieder ein Literaturort, ein Salon für ein junges, interessiertes Publikum. In einem sind sich alle einig: „Schön, dass hier wieder was passiert!“
Die Leiterin legt ihren Maßstab hoch an. „Salon ist ein Qualitätsbegriff. So wie man sich bei Suhrkamp immer sicher sein kann, einen guten Debütroman zu erhalten, so kommen die Leute hierher, weil sie sich darauf verlassen können, etwas Besonderes zu erleben.“
Ich sehe mich um. Die großen Räume der ehemaligen Buchhandlung sind nicht leer. An den holzvertäfelten Wänden stehen Tische und anderes Mobiliar. Zusammen mit den halbvollen Bücherregalen wirkt es, als würde gerade umgeräumt. Es sieht nach Arbeit aus, nach unfertiger Kulisse, ganz typisch für einen Kulturladen. Die Kulturmanagerin führt mich zu einem Bücherregal, das noch spärlich gefüllt ist. Zwei Borde Bücher mit Autoren-Autogrammen, Zeugen von gelungenen Veranstaltungen, auf die sie mit berechtigtem Stolz blickt. „Ich möchte, dass irgendwann alle Bücherregale des Geschäfts mit solchen Büchern gefüllt sind.“