Vergnügungspalast Plaza.
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Der alte Ostbahnhof befindet sich in einem abscheulichen Zustand. Die Hauptfront mit dem bekannten Restaurant ‚Zum Ostbahnhof‘ zeigt noch ein halbwegs anständiges Äußeres. Fehlende Fenster und Türen sind durch Bretter ersetzt, überall erblickt man zersplitterte Fensterscheiben und bröckelnde Gemäuer“, schrieb 1928 ein Zeitgenosse über das Gebäude.
Kühner Start
Nachdem 1848 mit dem Bau der königlichen Ostbahn begonnen wurde, sie verband Berlin mit St. Petersburg, nahmen die Zugfolgen rasant zu. Wo sich heute das Redaktionsgebäude des „Neuen Deutschland“, befindet, wurde 1867 der „Küstriner Bahnhof“ eröff net. Als „Ostbahnhof“ geführt, verschlang er Baukosten von 1,5 Millionen Mark. Das Empfangsgebäude erinnerte an einen dreigeschossigen italienischen Renaissance-Bau. Warteräume der ersten und zweiten Klasse waren edel geschmückt. Getafelt wurde im Nobelrestaurant. 1882 verlor der Bahnhof seinen Status an den „Schlesischen Bahnhof“, der die Ostbahn-Züge aufnahm.
Intermezzo
Der Festsaal und das Restaurant blieben im Betrieb, der Rest stand leer. Diesen nutze 1884 das Militär und richtete eine „Versuchsstation für Captivballons“ ein. Das Ballon-Versuchsdetachement, sollte der Aufklärung- und Gefechtsbeobachtung dienen. Ein Zivilist war im Team – Richard Opitz, ein Luftaufnahmenexperte und Ballonpionier. Im Obergeschoss des Empfangsgebäudes lagen Kasernenräume und in den ehemaligen Wartesälen Werkstätten. Seile und Kabel für die Ballons wurden in der Bahnhofshalle verdrillt. 1885 brachte man die ersten Ballons zum Start aufs Tempelhofer Feld. Vom Bahnhofsgelände waren die Starts zu gefährlich, deshalb zogen die Ballonfahrer weiter. Das „feine“ Restaurant ging Pleite. Der Koloss verkam zum finsteren Gegenstück des „Schlesischen Bahnhofs“.