Wilde Zeiten in der Rigaer Straße
von Anke Wagner und Steffen Maria Strietzel.
In der DDR und besonders in Berlin herrschte Wohnungsmangel. Gleichzeitig standen Unmengen Wohnungen leer, ganze Straßenzüge verfielen einfach. Auch im Westteil gab es unbewohnte Häuser, meist ging es um Immobilienspekulation. Der Besitzer ließ das Haus verrotten, um es günstiger abreißen, neu bauen und teurer vermieten zu können. Im Osten war die Sache anders: Die kommunalen Wohnungsverwaltungen (KWV) verwalteten Häuser, die sie nicht renovieren konnten: Es fehlte an Material und noch mehr fehlte es an Handwerkern. Der Plan sah vor, straßenweise Altbauten abzureißen und durch schnellen günstigen Plattenbau zu ersetzen. Auch in der Rigaer Straße hatte man damit schon angefangen, etwa auf Höhe der Zellestraße. Einige der Erdgeschossläden in den leerstehenden Altbauten wurden von Volkseigenen Betrieben oder der KWV als Lager genutzt, andere waren verrammelt. In die Wohnungen zogen schon in den 70er Jahren, öfter noch in den 80ern Schwarzwohner: Sie zogen einfach ein, manchmal unterstützte die KWV den Ausbau der verfallenen Wohnungen. Die Eigeninitiative der meist jungen Leute wurde toleriert, solange sie sich ansonsten angemessen verhielten.