Antje Zimmermann | Foto: Giovanni Lo Curto

Mit anderen Augen

Stadtführer Sommerfest | Foto: Giovanni Lo Curto
Stadtführer sind kommunikative Menschen. Sommerfest auf dem Dach des Evangelischen Kirchenforums an der Parochialkirche. (Speisen und Getränke warteten auf dem Hof.) / Foto: Giovanni Lo Curto /

Besondere Mitarbeiter

Sind die Stadtführer von Crossroads anders als andere Stadtführer? „Ja, auf jeden Fall“, antwortet Antje Zimmermann prompt. „Die starke Identifikation der Stadtführer mit Crossroads, ihr Zusammenhalt und ihr großes Interesse, sich miteinander auszutauschen, das ist etwas ganz Besonderes.“ Es gibt mehrere Treffen der Stadtführer, oft auch untereinander, ohne die Geschäftsführerin. „Unser gemeinsames Sommerfest gehört zu den schönsten Terminen im Jahr“, sagt sie. Zusammen kommen dann junge Menschen und Rentner, Künstler, Wissenschaftler, Studenten, Leute aller möglicher Konfessionen und Lebenserfahrungen. „Eine schöne Runde. Im Gegenzug biete ich auch faire Preise, als Grundlage für qualitätsvolle Führung.“ Es gibt Agenturen mit Knebelverträgen, in denen die Stadtführer sofort rausfliegen, wenn sie mal einen Termin nicht wahrnehmen können. „Mir ist auch wichtig, unsere Stadtführer über die Teilnehmenden zu informieren, damit sie wissen, was sie erwartet.“ Antje fragt die Kunden, wo sie herkommen, welchen Kenntnisstand sie haben oder ob es besondere Wünsche gibt. Andere Agenturen stoßen ihre Leute ins kalte Wasser. Die erfahren dann erst am Treffpunkt, was sie für eine Gruppe führen.
Letztes Jahr organisierte Crossroads 28 öffentliche Führung mit 306 Teilnehmenden und es gab 152 gebuchte Gruppenführungen mit insgesamt 3.418 Kunden. Mehr als die Hälfte aller Teilnehmer kamen aus Berlin. Ein Drittel waren im Kinder- und Jugendalter. Ein wichtiger Teil davon sind Konfirmandenfahrten. Nicht immer haben die Schüler das drauf, was die Lehrer angeben. „Bei einer Führung, in der die Friedliche Revolution eine wichtige Rolle spielte, sagten mir die Schüler, dass das Thema DDR in der 9. Klasse rankomme und da wäre Geschichte immer ausgefallen. Die wussten gar nichts und ich musste mit Grundlagen beginnen.“
Lohnt denn das Geschäft, will ich wissen. „Die Einnahmen sind gestiegen, und übersteigen längst die Honorare. Aber um mein Gehalt abzudecken, dafür reicht es noch nicht“, so die Geschäftsführerin. „Und würden sie es, dann wäre es so viel Arbeit, die ich allein nie bewältigen könnte.“ „Bildung ist doch immer ein Zuschussgeschäft“, kontere ich, worauf Antje auflacht: „Kannst du das vielleicht noch mal vor der Synode sagen?“ Die Synode ist das Kirchenparlament, das im Herbst über zukünftige Zuwendungen an die Stadtführungsagentur entscheidet. Nicht alle dort sehen die Ausgaben dafür als originäre Kirchenarbeit an. „Doch sind die Kunden sehr dankbar, manche bedanken sich sogar überschwänglich. Ich bitte immer um ein Feedback.“
Als wir die Flyer zusammenräumen frage ich Antje, ob sich der Stand am Hafenfest gelohnt hat. „Ja“, erwidert sie prompt. „Unsere Schnupperführungen wurden gut angenommen. Viele Leute aus der Gegend waren dabei und sie waren ganz überrascht, dass sie noch Neues aus ihrem Kiez erfuhren.
So lange es genug Menschen mit dieser Neugier gibt, werden solche Führungsagenturen wie Crossroads gebraucht.

www.crossroads-berlin.com

Führung am 8. August 2018, 14–15.35 Uhr mit Steffi Brand: Beten und Bier – Die Auferstehungskirche und das Böhmische Brauhaus an der „Biermeile“, Treffpunkt: Vor der Auferstehungskirche, Pufendorfstraße 11, Preis: 10 Euro.

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