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Kein Grau in Form und Farbe

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Hemd zur Nacht 1967

Damenoberbekleidung in Friedrichshain – der VEB Fortschritt

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In alten Zeiten wurden Berliner Grundstücke nach ihrer Breite an den Straßen parzelliert. Eine Folge waren Mietshäuser mit Hinterhöfen, Gewerbehöfe – Fabrikationsräume zur Miete – eine andere. In der Grünberger Straße 54 beherbergt heute ein solcher Gewerbehof das „All In Hostel“ mit Wii-Konsole und Billardtisch. Nicht nur denjenigen, die hier Ball gegen Bälle stoßen, dürfte Clara Kühn unbekannt sein.
Sie war seit November 1948 Werkstattleiterin im Lichtenberger „Bekleidungswerk Fortschritt“. Es entstand aus der Fusion von acht Konfektions­unternehmen, beschäftigte 3.714 Mitarbeiter und produzierte Herrenkleidung. Nur die kleine Abteilung von Clara Kühn nicht. Dank ihrer Tatkraft nähten hier 300 Kolleginnen Damenkleider. Zu dem Zeitpunkt gab es in Ostberlin keinen Betrieb für Damen­oberkleidung.  Der Gewerbehof Grünberger Straße 54 schien geeignet, die Abteilung von Clara Kühn zur künftigen Großproduktion von Damenkleidung aufzunehmen. Schon im Februar 1949 konnten im Friedrichstadtpalast 100 neue Kleidermodelle vorgestellt werden. Damals hieß das Geheimnis vieler Neuschöpfungen „gewendet“. Vom Fenstervorhang zum Abendkleid, vom alten Mantel zum neuen Sakko wurde mangels Materials aus Alt Neu gemacht. Gegen unbrauchbare Kollektionen und eine niveaulose Gleichmacherei von Kleidung sollte 1950 der „Berliner Modeausschuss“, eine Arbeitsgemeinschaft von Institutionen der Ostberliner Textilindustrie, ein Zeichen setzen. Allerdings lagen die Preise für wirklich neue Kleider im Februar 1950 bei kaum bezahlbaren 90,– bis 150,– Mark.

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Elegant im Jahr 1968

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