Buntes raus, Graues bleibt drin
Ausfuhren gingen über die „Rasno“ Export nach Osten und über den Deutschen Innen- und Außenhandel (DIA) nach Westen, 1960 an die „Inkoop Vereniging Pohoda“ Amsterdam, 1964 an die C&A Brenninkmeijer Benelux und seit den 50er Jahren auch in die Bundesrepublik. Zu den Kunden des VEB Fortschritt gehörten Mitte der 60er Jahre Hertie, Kaufring, Quelle, Schöpflin und viele mehr. Deren Bedingung war: „neutrale Aufmachung, neutrale Anhängeetiketten“. Von 650.000 Damenkleidern gingen 1963 82% in den Export und 18% an die Bevölkerung. 1969 wurden alle Ost-Berliner Konfektionsbetriebe zum „VEB Kombinat Oberbekleidung Berlin“ zusammengefasst, um deren Exportkompetenz zu erhöhen.
Das DDR Modeinstitut beobachtete internationale Entwicklungen und gab im zweijährigen Vorlauf Anregungen für die Saisonfarben der Kollektionen. Angesichts knapper Stoffmengen wurden diese Vorschläge im einjährigen Vorlauf in kleiner Serie gefertigt und auf Berliner Modeschauen präsentiert. Weil nicht nur TGL-Normen und Maßtabellen einzuhalten waren, sondern auch billig und plangerecht produziert werden musste, wurden die Entwürfe nicht 1:1 übernommen. Seit 1972 lag die Planumsetzung in den Händen der Fachabteilung „Bekleidung“ des Amtes für Industrielle Formgestaltung. Deren bürokratische Strukturen – eine Kollektion hatte mehr als zehn Entscheidungsebenen zu durchlaufen – sorgten dafür, dass Kollektionen abseits von Farbempfehlungen und aufwendigen Accessoires in den staatlichen Handel gelangten. Kleine Kollektionen mit besonderen Details verschwanden aus dem HO-Handel. Erfolgreicher als der Berliner Modeausschuss entwarf Prof. Arthur Winter, künstlerischer Leiter der Handelskette „Exquisit“, Kleidung, die sich „jenseits von primitiver Standardisierung“ bewegen sollte. Ein Team von zunächst sechs, später 30 Designern schuf seit 1969 Modelinien, die sich an internationalen Trends orientierten. 1988 erwirtschafteten 300 Exquisit-Läden 25% des Umsatzes im Bekleidungsbinnenhandel.
Exquisit waren auch die Preise, eine Hose ging schon mal für 170 oder mehr Mark über den Ladentisch. „Grau“ war die DDR-Mode als Foto. Aus ökonomischen Gründen durften nur wenige Farbfotos in den Modemagazinen vorkommen. Zudem enthielten Waschmittel wie „Spee“ oder „FeWa“ Anteile von Bleichmitteln und Aufhellern, so dass die Farben beim Waschen verblichen.
1990 verblich auch der Ruhm des Modeinstitutes, und das Kombinat Oberbekleidung wurde mit allen Zweigbetrieben aufgelöst.
Alle Modefotos stammen aus “Die Mode” – Fachzeitschrift vom Modeinstitut der DDR. Zeitraum von 1968 – 1987.