Das RAW_gelände in Berlin-Friedrichshain | Foto: Dirk Moldt

Kultur, Party, Investorenträume – und weiter?

Das RAW_gelände in Berlin-Friedrichshain | Foto: Dirk Moldt
Montags ist um 21:00 Uhr noch nicht viel los auf dem RAW-Gelände. / Foto: Dirk Moldt /

Zum Stand der Planungen des RAW-Geländes.

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Einstimmigkeit geht anders. Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg kommentiert die dritte Projektwerkstatt zwischen Nutzern des RAW-Geländes, Anwohnern, Bezirksamt und Eigentümern am 11. Juli dieses Jahres mit: „Es geht voran beim Dialogprozess“. Dagegen sammelt die Initiative RAW.Kulturensemble Unterschriften für einen Einwohnerantrag: „RAW als städtebauliches Erhaltungsgebiet sichern!“

Zwischennutzung bedeutet immer „Aus!“ – irgendwann

Seit die Deutsche Bahn das ehemalige Reichsbahnausbesserungswerk nicht mehr nutzte, zogen Künstler, Handwerker, Musiker und Kulturschaffende in die verwaisten Hallen und Gebäude. Verkehrsgünstig gelegen, aber nicht so auf dem Präsentierteller wie das Tacheles in der Oranienburger Straße, boten sich hier optimale Voraussetzungen für die Entwicklung eines Kulturstandortes. Der erste Vertrag 1999 wurde dem RAW-tempel e.V., bestehend aus etwa 30 Projektpartnern mit der Eisenbahnimmobilien GmbH geschlossen. Zwei Jahre später übernahm die Vivico Real Estate GmbH die Fläche mit dem Ziel der wirtschaftlichen Nutzung. Die Beziehungen zwischen den Vertragspartnern waren nie besonders entspannt, schon allein deshalb nicht, weil tolerierte kulturelle Zwischennutzung immer das Aus der kulturellen Initiativen mitdenkt. So wurde der Vertrag mit dem RAW-tempel e.V. wegen angeblicher Verstöße der Nutzer bald wieder gekündigt. Den einzelnen Betreibern wurde durch immer wieder verlängerte Mietverträge sehr deutlich mitgeteilt, dass für sie eine Dauerlösung nicht in Betracht kommt.
Stand für Sport- und Kunstfreunde das RAW-Gelände von Beginn an für eine einfach zugängliche und vor allem kostengünstige Freizeitbeschäftigung, hatte auch das Gemisch aus unterschiedlichsten Nutzerkonzepten über die Jahre Erfolg, zunächst in den entsprechenden Berliner Szenen als Konzert-, Club- und Partyort, dann stadtweit, dann unter Touristen und schließlich auch unter Ballermann-Touristen. Letztere gehören nicht gerade zu den Mutigen der Welt, denn sie gehen immer nur dahin, wo schon andere Touristen sind. Bestes Beispiel ist die Simon-Dach-Straße, in der es nun wirklich nichts, aber auch gar nichts Touristisches zu sehen gibt. Orte, die so heimgesucht werden, sind verloren. Auch dem Standort RAW-Gelände schaden sie. Bedenkenloses Abfeiern, Kriminalität und Drogenexzesse führten zu Schlagzeilen. Böse Zungen behaupteten, dass sich Polizisten, wenn es keinen Notruf gab, immer nur dann in der Nähe blicken ließen, um sich einen Döner zu kaufen und dass die Verantwortlichen der Stadt dem Verlottern des Geländes mit Absicht tatenlos zusahen, damit sie einen Grund zum Schließen bekämen.

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