Das RAW_gelände in Berlin-Friedrichshain | Foto: Dirk Moldt

Kultur, Party, Investorenträume – und weiter?

Neues Deutschland vom 11. April 1968. | Foto: Häßler
Schon 1968 gab es im RAW Kulturevents, wenn auch ganz anderer Art.
Neues Deutschland vom 11. April 1968. / Foto: Häßler /

Konzepte fehlen

Aber auch auf Seiten der Eigentümer tat sich nichts. Ein Angebot der Entwicklungsgemeinschaft Revaler Fünfeck, bestehend aus Nutzern des Areals, die Flächen selbst zu kaufen, hatte die Vivico Anfang 2007 unter Hinweis darauf abgelehnt, dass ein Käufer nun gefunden sei. Zwar erwarb im Mai 2007 die isländisch-deutsche R.E.D. Berlin GmbH, das Gelände, doch ein überzeugendes Nutzungskonzept brachte auch sie nicht zustande. Ihre Teilhaber zerstritten sich. Ein Teil des Geländes wurde weiter verkauft. Neue Nutzungsverträge mit der RAW-tempel e.V. wurden abgeschlossen und bald wieder gekündigt. Gewerbemietverträge ohne Perspektive sind bis heute die Realität der Betreiber.
2014 sammelte die Initiative RAW.Kulturensemble über 4.000 Unterschriften für einen Einwohner-Antrag, um „eine großflächige Bebauung des historisch, kulturell und städtebaulich wertvollen RAW-Ensembles zu verhindern“.
Die Bezirksverordnetenversammlung sprach sich daraufhin am 4. Juni 2014 für „den Erhalt des gesamten Ensembles des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerks „Franz Stenzer“ (RAW)“ aus. „Das gesamte Gelände soll sich als Bereich für Freizeit, Soziales und Kultur aus dem Bestand heraus weiterentwickeln.“
Als die Investorenfamilie Kurth Anfang 2015 Eigentümerin eines großen Teils des Areals wurde, zeigte sie Gesprächsbereitschaft. Doch wurde das von ihr ins Leben gerufene Entwicklungsverfahren wieder abgebrochen. Im Frühjahr 2015 musste der RAW-tempel e.V. Konkurs anmelden. Die Betreiber eint längst nicht mehr die Vorstellung von einem gemeinsam verantworteten Bespielen des Geländes. So ist die Situation unübersichtlich. Hinzu kommt, dass ein Teil des Geländes der IC Campus-AG gehört, die hochpreisige Miniwohnungen für Studenten bauen will. Hätte sie Erfolg, dann würde jede kulturelle Nutzung in dieser Gegend, die mit Geräusch verbunden ist, ein Ende haben. Ebenso käme der Bahnreparaturbetrieb Talgo wegen des Reparatur- und Rangierlärms in Bedrängnis.

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