Der Andreasplatz als Postkartenmotiv 1899 Bildquelle: FHXB-Museum /

Denk-mal am Andreasplatz

„Die Hohlblocksteinpresse des VEB Berliner Betonwerke am Andreasplatz läuft auf Hochtouren. Die Produktion dieser Steine entlastet unsere Ziegeleien und ermöglicht die Verwertung des Ziegelsplitts. Die Anwendung von Hohlblocksteinen sollte schon vor der Projektierung vorgesehen werden.“ steht als Erläuterung unter dieser Grafik. / Bild: FHXB-Museum /
„Die Hohlblocksteinpresse des VEB Berliner Betonwerke am Andreasplatz läuft auf Hochtouren. Die Produktion dieser Steine entlastet unsere Ziegeleien und ermöglicht die Verwertung des Ziegelsplitts. Die Anwendung von Hohlblocksteinen sollte schon vor der Projektierung vorgesehen werden.“ steht als Erläuterung unter dieser Grafik.

Neuaufbau

Das neue Schweizer Patent des Anka-Ziegelsteins war ein Glücksfall für die zerstörte Stadt. Unter Zusatz von nur zehn Prozent reiner Tonsubstanz entstehen die wärmeisolierenden Hohlsteine aus Ziegelbruch. Dieser war im zu 65% zerstörten Friedrichshain zur Genüge vorhanden. Einst vor den Toren Berlins hergestellt und auf „Kaffenkähnen“ ins Zentrum der Stadt geliefert, bildeten die Ziegel nun pulverisiert das Rohmaterial, aus dem das neue Nachkriegsberlin wuchs. 1947 wurde eine der ersten Großsplittanlagen auf dem Stralauer Platz aufgestellt. Der Ziegelsplitt gelangte von dort auf sechs schmalen Transportgleisen per „Trümmerbahn“ zur „Fertigwarenproduktion“ am Andreasplatz, wo bis Mitte der 50er Jahre neben einer Hohlblocksteinpresse auch eine Dachziegelformmaschine stand. Aus einem Kubikmeter Schutt konnten nach dem Anka-Verfahren 150 Hohlblockbausteine gewonnen werden. Die Steine fanden überall in den Neubauten der Friedrichshainer Nachkriegszeit Verwendung, wie etwa in den Bauten der Karl-Marx-Allee und deren Umgebung. Die Statue „Mutter und Kind“ wurde hinter das Schwimmstadion im Volkspark Friedrichshain versetzt.
Vom Wiederaufbau abgesehen, blieb der Andreasplatz eher vernachlässigt. Für Unruhe sorgten allenfalls die Schüler des Andreasgymnasiums, die 1961 einen „freiwilligen“ Ernteeinsatz verweigerten.

Mutter und Vater wieder vereint?

Die heutige neoliberale Aufbruchsstimmung am Berliner Wohnungsmarkt lässt den Platz aus seinem Dornröschenschlaf erwachen. Attraktivität verspricht die Nähe zum Stadtzentrum und zum Ostbahnhof. Die Maklerprosa preist den spröden 60er-Jahre-DDR-Charme und die über das “Arbeiterdenkmal” vermittelte Gründerzeitanmutung. Diese Statue soll mit privatem Kapital restauriert werden. An eine Rückführung der „Mutter und Kind“-Statue oder gar eine Wiederherstellung der ursprünglichen gartenarchitektonischen Situation mit Bank und Brunnenanlage ist aber nicht gedacht.
Eine passende Gelegenheit für eine entsprechende Bürgerinitiative zur Familienzusammenführung.

Bildquelle: FHXB-Museum

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