Ein Ort der Parteipolitik
So unscheinbar der Platz sein mochte, auch ihn streifte die Geschichte. Anlässlich der letzten Gesamtberliner Wahl vor der Teilung der Stadt am 20. Oktober 1946 hielt genau hier der Antifaschist und ehemalige KZ-Insasse und Zweite Vorsitzende der SED, Max Fechner, am 18. Oktober eine Rede. Doch nicht die SED gewann, sondern die SPD, die im Osten Deutschlands gerade erst im April mit der KPD vereinigt worden war – und dies nicht gerade freiwillig. Fechner war der erste DDR-Justizminister. Als solcher bezog er im Juni 1953 Position für die streikenden Arbeiter. Dafür wurde er zu acht Jahren Haft verurteilt, wobei seine Homosexualität als verschärfender Strafgrund hinzugezogen wurde: „Nicht nur politisch, sondern auch moralisch verkommen“, hieß es im entsprechenden Urteil: „Mit seinem Kraftfahrer hatte er von Mitte 1952 bis zum Mai 1953 ein homosexuelles Verhältnis.“ 1956 begnadigt, durfte er zwei Jahre später wieder Mitglied der SED werden und wurde, wohl weil er sich nicht mehr kritisch äußerte, in den Folgejahren mit allerhöchsten Orden behangen.
Ein Dreivierteljahr nach der Wahlschlappe der SED trat diese Partei wiederum auf dem Petersburger Platz in Erscheinung, diesmal keck oppositionell. Deren Vorsitzender, Wilhelm Pieck, kritisierte vor 2000 Zuhörern den SPD-Magistrat dafür, dass die Polizei bei den Leuten, die sich aufgrund des Mangels aus dem Umland versorgten, keinen Unterschied machte, zwischen „denen, die sich hier und da einige Pfund ergattert haben und den berufsmäßigen Schiebern“. Welche Heuchelei: zeigte doch gerade die SED auch gegenüber den kleinen „Hamsterfahrern“ kein Erbarmen, als sie selbst das Ruder in der Hand hatte.
Interessant der gesamte Beitrag.
Habe als Anwohner (Zorndorfer Str.43; Jahrgang 39; Schulbesuch Eckert Str.) den Platz
selbst während meiner ganzen Kindheit erlebt. Durchfurcht mit Schützengräben, dort als Abenteuerspielplatz und später als “Fußballfeld”