Helden unterschiedlichen Formats
Von der Heldentat eines 25jährigen berichtet die Berliner Zeitung am 2. April 1967. Dieser war, als er aus einer Parterrewohnung am Peterburger Platz 2 Rauch aufsteigen sah, kurzerhand durch das Toilettenfenster in die Wohnung eingedrungen und hatte vier Kinder befreit. Eines von diesen hatte mit Streichhölzern gespielt und dabei Papier in Brand gesetzt. In dieser Zeit wurden auch die ersten Häuser des Platzes saniert.
1982 wurde der Platz anlässlich des Ablebens des ehemaligen Stadtkommandanten Alexander Kotikow in Kotikowplatz umbenannt. Dieser war 1946 ein Nachfolger des Stadtkommandanten Nikolai Bersarin. Doch obwohl auch er populäre Maßnahmen durchsetzte – unpopuläre freilich auch, gewann er nie die Achtung, die Bersarin entgegengebracht wurde. Bekannt wurde der neue Stadtkommandant dafür, dass er in wichtigen Betrieben und Instituten das „Kotikow-Essen“ einführen ließ, eine warme, nahrhafte Mahlzeit. Diese Betriebe wurden mit Sondermitteln versorgt.
Ihm wurde nach 1990 die Würde des Namenspatrons, wie auch die der Ehrenbürgerschaft aberkannt, weil er der Spaltung der Stadt Vorschub leistete. Nur wenigen ist bekannt, dass die Tochter Kotikows für das Mädchen Modell stand, das die Plastik des sowjetischen Soldaten auf dem Ehrenmal in Treptow auf dem Arm trägt.
Noch einmal große Geschichte
Im Juni 1987 fand in der Pfingstkirche der inzwischen legendäre Kirchentag von Unten statt. Basisgruppen, junge kritische Leute, politisierte Jugendliche, Christen und Nichtchristen protestierten dort gegen die Politik der Leitung der evangelischen Kirche. Diese hatte, damit sie im Jahr des 750. Stadtjubiläums einen großen Kirchentag durchführen konnte, auf Bitten des Staates einige Schritte gegen die staatskritischen Gruppen in ihren Räumen unternommen. An zwei Veranstaltungstagen kamen etwa 6000 Besucher, die sich über die Themen der Basisgruppen informieren wollten oder Kulturveranstaltungen besuchten, die der Staat nicht gestattete: Lesungen mit offiziell verpönten Schriftstellern, Punk-Konzerte und Performances. Die Kirche von Unten, die daraus entstand, entwickelt sich schnell zu einer der radikalsten Gruppen gegen die SED-Herrschaft.
Heute sieht man dem Petersburger Platz nicht mehr an, dass er einst Schauplatz gesellschaftlicher Auseinandersetzungen gewesen ist. Das großzügig gewachsene Grün erfreut Passanten und Besucher. Viele denken sicher, wie schön und friedlich dieser Ort ist. Man kann nur hoffen, dass es auch in Zukunft so bleibt.
Interessant der gesamte Beitrag.
Habe als Anwohner (Zorndorfer Str.43; Jahrgang 39; Schulbesuch Eckert Str.) den Platz
selbst während meiner ganzen Kindheit erlebt. Durchfurcht mit Schützengräben, dort als Abenteuerspielplatz und später als “Fußballfeld”