Denkmal nicht!
Als 1991 der Abriss des Lenindenkmals beschlossen wurde, regte sich Widerstand. Abgesehen von den Meinungen derer, denen jede Veränderung zuwider lief, forderten manche einen kreativen Umgang mit den ideologischen Altlasten. Doch auch der Vorschlag aus den Reihen der Revolutionäre, das Denkmal einfach mit Grünzeug zuwachsen zu lassen, missfiel den Entscheidungsträgern: Keine Auseinandersetzung mit alten Ideologien, sondern gleich in den Müll damit! Das Monument wurde im märkischen Sand der Seddiner Heide vergraben – eine alte, ja geradezu archaische Form der Geschichtsentsorgung. Inzwischen wiederentdeckt für eine neue Ausstellung in der Spandauer Zitadelle: „Enthüllt. Berliner Denkmale“ soll der Kopf Lenins inmitten anderer wieder ausgegrabener Denkmäler den Wandel ihrer Bedeutung in der deutschen Geschichte verdeutlichen.
Denkmal doch!
Auf der Südwestseite des gerade erst wieder hergerichteten Platzes befinden sich zwei in Beton gegossene Texttafeln, die im Abstand von wenigen Metern gegenüber liegen: „Hier ist die Mitte des Leninplatzes“ und: „Hier ist die Mitte des Platzes der Vereinten Nationen“. Beschwerden von Anwohnern über deren drohende Entfernung veranlassten den zuständigen Straßenbauamtsmann, das Friedrichshain-Kreuzberg-Museum zu fragen, ob diese Platten wirklich schützenswert seien.
„Ja, sie sind es!“, lautete die Antwort, die in der Annahme gegeben wurde, dass die Platten irgendwann in DDR-Zeiten verlegt worden waren und etwas mit dem Lenin-Monument zu tun haben. So fanden diese Kleinodien der Respektlosigkeit genau an den alten Stellen wieder ihren Platz. Denn nicht in DDR-Zeiten wurden sie verlegt, sondern …? Tja, hier sind wir auf Sie, unsere aufmerksamen Leserinnen und Leser angewiesen. Wer kann uns berichten, aus welchem Anlass die Platten verlegt wurden? Wir wissen es nämlich nicht, genauso wenig wie das Straßenbauamt und das Friedrichshain-Kreuzberg-Museum.