Die Zoll- und Akzisemauer in Friedrichshain und Kreuzberg.
von Hajo Toppius.
Berlin hat ein besonderes Verhältnis zu Mauern, speziell zu ihren Hinterlassenschaften und den Lücken, die sie gelassen haben. Im Bewusstsein ist vor allem die Berliner Mauer, die bis 1989 auch unseren Doppelbezirk in zwei Teile geteilt hat. Aber es gibt noch mindestens drei andere: die mittelalterliche Stadtmauer, deren Erweiterung zur Festung im 17. Jahrhundert und dann die sogenannte Zoll- und Akzisemauer. Mehr als die Hälfte ihrer knapp 15 Kilometer verlief durch den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Sie wurde 1734 bis 1737 errichtet und ersetzte die alte überflüssig gewordene Festung. Vor allem im Osten wurde mit ihr die befestigte Stadtgrenze deutlich weiter nach außen verschoben, von der Jannowitzbrücke zur Oberbaumbrücke. Sie war hauptsächlich dazu da, den Zustrom von Waren in die Stadt zu kontrollieren, um Zölle erheben zu können. Daher auch Ihr Name: Akzise war die städtische Zollsteuer. Und es gab einen zweiten Grund: Ihr Erbauer König Friedrich Wilhelm I. hatte bekanntermaßen einen ausgemachten Soldatenfetisch und wollte mit dem drei bis vier Meter hohen Bauwerk das Desertieren der mühsam im ganzen Land zusammengepressten Soldaten verhindern. Es gibt heute noch genau zwei kleine, etwa 20 m lange Reste dieser Mauer an der Stresemannstraße in Kreuzberg und an der Charité, dort sehr unscheinbar in einem kurzen Abschnitt der Hannoverischen Straße in eine Hauswand integriert.
Noch heute zu erkennen
Der Verlauf der Mauer lässt sich nur noch topografisch und durch die Benennung von Straßen und Plätzen nachvollziehen. Während Straßen wie die „Oberwallstraße“ oder „Am Festungsgraben“ auf die alte Festung hinweisen, erinnern an die Akzisemauer weniger die Straßen (mal abgesehen von den Straßenverläufen), sondern die Namen der Tore, die in bis heute Stadtplätze benennen. Entgegen häufig anders geäußerter Angaben (wie auch bei Wikipedia) erinnern die Palisadenstraße in Friedrichshain und die Linienstraße in Mitte an den Vorgängerbau der Akzisemauer, die sogenannte Linie oder Palisade, die einen etwas anderen Verlauf hatte und aus Holz gebaut war. Interessant ist, dass die Akzisemauer außerhalb von Friedrichshain-Kreuzberg in den meisten Fällen an den heutigen Bezirksgrenzen verlief, beispielsweise am Brandenburger Tor zwischen Mitte und Tiergarten oder an einem Teil der Torstraße zwischen Mitte und Prenzlauer Berg. Nur in Friedrichshain und Kreuzberg lief sie mitten durch die späteren beiden Bezirke. Das liegt daran, dass diese Bezirke erst 1920 entstanden sind, mehr als ein halbes Jahrhundert nach dem Ende der Akzisemauer und nachdem die Stadt über sie hinaus gewachsen war. In Kreuzberg ist der Verlauf einfach nachzuvollziehen: Von der Oberbaumbrücke, beziehungsweise dem Schlesischen Tor entlang der U-Bahn bis zum Halleschen Tor, dann rechts die Stresemannstraße entlang bis zum Potsdamer Platz. Sechs von vier Tore sind zumindest noch namentlich vorhanden: Schlesisches und Kottbusser Tor, das Wassertor am ehemaligen Luisenstädtischen Kanal, nach dem der Wassertorplatz benannt ist, und das Hallesche Tor. Namentlich nicht mehr vorhanden sind das Köpenicker Tor am heutigen Lausitzer Platz das Anhalter Tor am ehemaligen Anhalter Bahnhof.