Drei Grenzen durch Friedrichshain | Quelle: FHXB-Museum

Die Zoll- und Akzisemauer in Friedrichshain und Kreuzberg

Der Landsberger Platz in Berlin-Friedrichshain Um 1900. | Quelle: Postkarte
Der Landsberger Platz, wo sich einst das Landsberger Tor befand. Um 1900. Quelle: Postkarte

Zwischen unterschiedlichen Wohngebieten

In Friedrichshain ist es komplizierter. Da verläuft die Mauer versteckter, von der Oberbaumbrücke zum Stralauer Tor, passend zur heutigen Stralauer Allee, bis zur heutigen Warschauer Brücke, dann direkt am Balkon des Autors vorbei durch die Marchlewskistraße bis zum damaligen Frankfurter Tor. Eine Strecke von etwa zwei Kilometern. Verglichen mit dem Durchschnittsabstand von 460 Metern zwischen zwei Toren in Kreuzberg, ist das ein langer Weg. Es muss ein beschauliches Leben hinter der Mauer gewesen sein. Das Frankfurter Tor lag damals weiter westlich, ein Stück hinter der Kreuzung Frankfurter Allee / Straße der Pariser Kommune, wo heute der U-Bahnhof Weberwiese ist. Der Weg der Akzisemauer setzte sich ähnlich unspektakulär fort: Durch die Friedenstraße zum nächsten und letzten Friedrichshainer Tor, dem Landsberger Tor an der Landsberger Allee vor dem Volkspark Friedrichshain. Das nächste lag dann am Ende des Volksparkes schon im heutigen Prenzlauer Berg: das Königstor an der Greifswalder Straße. In Friedrichshain hatte die Mauer den deutlichen Charakter einer Grenze im Grünen, weniger den einer Stadtmauer, war auch mit wenig Personal besetzt und, wie schon vermerkt, mit nur drei Toren ausgestattet. Mit dem Stadtwachstum im 19. Jahrhundert rückte die Stadt mit immer höherer Bebauungsdichte an die Mauer heran und überwand sie. Dass Mauern nach ihrer Existenz noch eine deutliche Wirkung auf die Stadt haben können, trifft auch auf die Akzisemauer zu, wenn auch kaum erkennbar. Eine Grenze markiert der Verlauf der ehemaligen Akzisemauer in Friedrichshain auch noch heute (zumindest fast), nämlich die Grenze zwischen dem Szenekiez Friedrichshain in den Altbauten im Süd- und Nordkiez und vorwiegend in den Neubauten zwischen den 1950er und 1970er Jahre in Friedrichshain-West. Vielleicht bietet es sich an, solche Grenzen auch produktiv zu nutzen, indem man sie hier und da überwindet, um auch mal in den anderen Teil Friedrichshains hinüberzugucken. Zudem wäre es toll, wenn in Zukunft der Verlauf dieser Mauer – die immerhin 150 Jahre den Doppelbezirk durchschnitten hat – besser sichtbar und nachvollziehbar wäre.

U-Bahnhof Stralauer Tor | Quelle: FHXB-Museum
Der Name blieb noch einige Jahre: Stralauer Tor. Der U-Bahnhof an der Oberbaumbrücke um 1900 zwischen Schlesischem Bahnhof und Warschauer Brücke existiert nicht mehr. / Quelle: FHXB-Museum /

 

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