
Madaistraße: Ein Name als Drohung
War Erich Steinfurth ein Kämpfer für die Rechte der Unterdrückten, so diente Guido von Madai den Interessen der Mächtigen. Am 12. August 1872 zum Polizeipräsidenten von Berlin ausgerufen, ließ Madai am 27. August 1872 ein Hüttendorf „auf den Schlächterwiesen vor dem Kottbusser Tor“ räumen. Auf den noch frei liegenden Feldern vor dem Kottbusser Tor hatten Obdachlose ein Dorf aus 21 Baracken errichtet, denn im zur Metropole aufstrebenden Berlin der 1870er Jahre waren preiswerte Wohnungen rar.
Neben 200 bewaffneten Polizisten zerstörte die Feuerwehr Möbel und Behausungen. Deren Bewohner kamen ins „Arbeitshaus“.
Der Rechtswissenschaftler Madai war zuvor Polizeipräsident von Frankfurt am Main. Sehr nachhaltig war seine Verfügung zur Aufstellung von Pissoirs – Oktagone mit sieben Stehplätzen und automatischer Wasserspülung – vor allem an Marktplätzen. Für den Volksmund wurden diese Toilettenhäuschen zum „Café Achteck“. Laut einer Bekanntmachung vom 16. März 1886 erhielt „eine zwischen der Koppen- und der Fruchtstraße angelegte Straße“ seinen Namen.
Die „Madaistraße“ am Schlesischen Bahnhof und in einem der ärmsten Berliner Stadtviertel war verrufen. Im November 1934 mietete hier der SA-Sturm 40 („Horst-Wessel“), die S-Bahnbögen Nr. 24/25.