Hajo Toppius | Foto: Giovanni Lo Curto

Kunst als Lupe und Musik als Handwerkszug

Hajo Toppius| Foto: Giovanni Lo Curto
Ein selbst gebautes Instrument für selbst gebaute Musik. Davon hat Hajo Toppius eine ganze Menge erschaffen. / Fotos: Giovanni Lo Curto /

Hajo Toppius im Dreieck aus Geschichte, Kommunikation und Musik.

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Menschen wie Hajo Toppius gehören seit Jahren zu denjenigen, die sich um die Bereicherung des Kulturlebens verdient machen und das weit über die Grenzen des Ortsteils und Berlins hinaus. Den Leserinnen und Lesern des Zeitzeigers ist er durch Artikel über die Akzisemauer oder das verschwundene Areal in der Rigaer Straße 71–73 A bekannt. Aber es ist nicht nur das Historische, das ihn an den Stadträumen interessiert, sondern auch die Frage, wie man diese auch in der Gegenwart erfassen und gestalten kann.

Unterwegs sein

Hajo kam 1994 aus Köln nach Berlin. „Meine Mutter ist Holländerin und mein Vater kommt ganz weit aus dem Osten. Das und die Tatsache, dass wir ständig umgezogen sind, trägt vielleicht dazu bei, dass ich einen recht offenen Blick für die Orte habe, in denen ich wohne oder in denen ich mich befinde.“
In der Tat ist Hajo oft und viel unterwegs. Gerade kommt er von einer Künstlerresidenz in Estland, wo er viel spazieren ging und musikalisch gearbeitet hat. Obwohl häufig in der DDR und in Berlin, markiert erst sein Besuch als Schüler bei seiner Tante in Berlin 1990 seine erste Begegnung mit dem Bezirk Prenzlauer Berg bei Nacht, der ihn beeindruckte. Vier Jahre später zog er nach dem Abitur dorthin, um im Krankenhaus Prenzlauer Berg seinen Zivildienst zu leisten. „Ich wohnte in einer 50-Quadratmeter-Wohnung für 250,- Mark, ohne Telefon, ohne Bad und Heizung. Für mich mit der typischen Westsozialisation war das vor allem Abenteuer. Aber es war der Standard in den Ostberliner Altbaubezirken. Ich fand es interessant, mit Zettel plus Stift an der Wohnungstür Nachrichten zu hinterlassen.“
Hajo studierte Musik, Geschichte und Philosophie, was die Grundlage für seine vielfältigen Herangehensweise an viele Projektideen wurde. Er arbeitete danach in Theatern und viel im Bereich der zeitgenössischen Oper. Allmählich zogen viele seiner Bekannten und Freunde in den Friedrichshain. Nach der Gründung des Kulturprojekts Antje Øklesund 2005 auf dem Hof der Eckertschen Villa in der Rigaer Straße 71–73 A kam dann 2007 auch Hajo hierher.
„Selber bauen, Bier trinken, Konzerte machen“, das war das Konzept vieler kleiner Klubs. Doch wurde man hier schnell mit der Realität konfrontiert. „Die Eckertschen Häuser waren die Keimzelle des Samariterviertels“, sagt er. „Es war die erste Bebauung auf dem freien Feld in den Jahren 1875/76.“ Die Ausstellung „107 Jahre Antje Øklesund“ arbeitete 2006 bereits konzeptionell mit der „Hülle“ des Ausstellungsraums, den historischen Gebäuden. „Der Nutzungsvertrag, den wir hatten, war bemerkenswert“, sagt er. „Er dauerte eine Monatsfrist und verlängerte sich automatisch Monat für Monat, und das ganze zwölf Jahre lang.“ Am Ende wurden die historischen Gebäude samt Hof abgerissen und durch neue Häuser überbaut. Die erkennbaren Teile der Stadtgeschichte verschwanden.

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