Un-Orte | Der Germania-Palast in der Frankfurter Allee, Berlin um 1930

Konkurrenz und Sensation

Leinwandstar Mireille Balin | Quelle: Privatarchiv
Mireille Balin war nicht nur in Frankreich, sondern auch in Deutschland ein Leinwandstar und hatte auch ihre Präsenz auf der Bühne des Germania-Palastes. / Quelle: Privatarchiv /

Moderne Pracht

Der Architekt Wilhelm Kratz war auf Kinos und Theaterräume spezialisiert. 1925 erhielt er den Auftrag, den Germania-Palast zum Kino „im Osten der Stadt“ zu gestalten, „wo das Volk der Arbeit wohne, dem man durch die Kunst den Druck des Alltags nehmen und sein Sehnen nach Freude stillen wolle“.
Am 8. April 1926 stand vor dem Eingang, die Fassade des Kinopalastes wurde von vier großen Säulen geziert, ein drei Meter großes bunt beleuchtetes Schild. Es kündigte die Eröffnung an. Zur Premiere des Hauses lief, unterstützt von einem vielköpfigen Filmorchester, neben einer hochmodernen Kinoorgel zur Geräuschuntermalung die Stummfilmkomödie „Familie Schimek“ mit Olga Tschechowa in der Hauptrolle. Die Zeitungen schrieben: „Zahlreiche Kranzspenden bewiesen, dass sich die Erbauer großen Ansehens erfreuen und dass sie mit der Erbauung dieses Theaters sich ein großes Verdienst geschaffen haben.“ Im Zuschauerraum, der 1.800 Personen fasste, gab es weder im Parkett noch auf den Rängen Plätze, die nur einen seitlich verzerrten Leinwandblick gewährten. Warme Farben und indirektes Licht vermittelten eine angenehme Atmosphäre.

Attraktivität

Am 12. Oktober 1926 notierte ein Theaterpolizist: „Als ich gegen 21.45 Uhr das Theater betrat, war es wegen zweier dicht mit Publikum gefüllter Vorräume nicht möglich, in das Theater zu gelangen. Ich ließ mir eine Tür aufschließen. In den Seiten-Gängen standen 120 bis 150 Personen. Der Geschäftsführer sagte dazu, man könne keine Personen zum Verlassen des Theaters zwingen.“ Öfters wurde wegen der „Überfüllungen“ eine Strafe von 30 Reichsmark verhängt. So zur Aufführung des Films „Der singende Narr“ am 26. November 1929 im Nadelton-Verfahren. Synchron mit dem Filmprojektor liefen Schallplatten, die einen Tonfilm-Eindruck erzeugten. Eine Sensation. Leider funktionierte das kaum bei gesprochenen Worten. Als 1930 eine Tobis-Lichttonanlage installiert war, lief der Ton synchron mit den Filmbildern durch den Projektor und die Fox Tönende Wochenschau kam mit Neuigkeiten aus aller Welt auf die Leinwand.

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