Un-Orte | Der Germania-Palast in der Frankfurter Allee, Berlin um 1930

Konkurrenz und Sensation

Superstar ihrer Zeit: Rosita Serano war auch auf der Bühne des Germania-Palastes zu erleben. | Quelle: Privatarchiv
Rosita Serano war wegen ihrer Gesangskünste ein Superstar ihrer Zeit und auf der Leinwand wie auf der Bühne des Germania-Palastes zu erleben. / Quelle: Privatarchiv /

Viel zum Sehen

Auf der zwölf Meter breiten Bühne des Hauses präsentierte sich am 13. November 1928 das Arbeiter-Sport und Kulturkartell Friedrichshain. Eingeleitet von einem Film des Reichsarbeitersporttages, gab es ein Vierer-Kunstreigen der Radfahrer, das Reckturnen der Freien Turnerschaft Groß-Berlin- Osten, Gymnastik- und Ringergruppen zu sehen. Mit acht Bildern stellte der Sportverein Kraft-Heil das bergmännische Leben und Leiden dar. Bis 1933 war der Germania-Palast ein Schauplatz vieler proletarischer Kulturveranstaltungen.

Shows

Die Bühne reichte acht Meter weit in die Tiefe. Sie war mit vielen Effektbeleuchtungen, Raffinessen einer Nebelmaschine und einem Rundhorizont ausgestattet. Dieser kam am 4. Mai 1930 im Extra-Programm des Sprech- und Tonfilms „Zwei Herzen im Dreivierteltakt“ zur Anwendung. Jüdische Künstlerinnen standen oft auf der Bühne. So Elisabeth Flohr, die 1931 das Tonbeiprogramm zum Film „Der Schrecken der Garnison“ moderierte. Mit ihrem Kollegen Hugo Fischer-Köppe, der den kleinen Leuten Stimme und Gesicht gab, pointierte sie die sehr erfolgreiche Militärkomödie. Der Hauptdarsteller des Films, Felix Bressart, gehörte zu den bestbezahlten Filmstars seiner Zeit. Egal, ob Elisabeth Flohr die Polly Peachum in der „Dreigroschenoper“ gab oder als Bühnenpartnerin von Anita Berber in der zeitreflektierenden Kabarettrevue „Total Manoli“ auftrat, stets war ihr der Beifall sicher. Ebenso wie Bressart, der in die USA ging, musste Elisabeth Flohr, die es bis nach Schanghai verschlug, Deutschland verlassen. 1938 enteignet, wurde die Film- und Bühnenschau GmbH dem UFA-Konzern zugeschlagen. Das größte und modernste Friedrichshainer Kino vor 1945 zerfiel in den Wirren des Bombenkrieges in Schutt und Asche. Einstige Anteilnehmer der GmbH, die nach dem Krieg in Australien lebten, versuchten über Jahre vergeblich, für den Verlust ihres Eigentums entschädigt zu werden.

 

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