Max Klante in Friedrichshain.
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Von einem Wiener Walzer untermalt, leuchtet die Sonne sanft durch die Fenster des Cafés „Rheingold“ an der Koppen-, Ecke Große Frankfurter Straße 121. Die Gäste verhalten sich unauffällig, trinken Kaffee, nippen am Weinglas. Zumindest solange, bis der Kapellmeister andere Töne anschlagen lässt, worauf die Gäste mit Begeisterung ein Lied anstimmen: „Es braust ein Ruf durch ganz Berlin, Voran! Lasst uns zu Klante ziehen. Und war der Weg auch hart, der Weg so steil, Wir rufen laut: Max Klante Heil, ja Heil!”. Der Jubel gilt einem wohlgekleideten, unscheinbaren, verlegenen Mann, der seine Haare sorgfältig gescheitelt hält und dessen Idee ein „Deutschland der Ehre“ ist. „Einst war ich Fotograf“, sagt er und fügt dann aber hinzu: „Volksgenossen! Alle, die vom Schicksal benachteiligt sind, fordere ich auf, ihre Rechte wahrzunehmen.“ Er schimpft gegen Kapitalisten, Juden, Kommunisten, gegen alle Parteien und gegen die Regierung. Er ruft: „Alle von der Regierung Vergessenen will ich zusammenfassen. Sie sollen die gleichen Chancen haben wie die Herren des Großkapitals. Zu diesem Zweck habe ich meinen Konzern gegründet.” Sein Konzern, das ist die „Max Klante & Co. GmbH“. Er sagt: „Max Klante arbeitet für alle, die ihn unterstützen, alle verdienen an seinen Geschäften. Wer 5.000 Mark Einlage gibt, bekommt zwei Monate später 5.000 Mark als Gewinn ausgezahlt, und zwei Monate später wieder 5.000 Mark. Wer 20.000 Mark einzahlt, bekommt 120.000 Mark zurück!“ Jeder Gast im Café glaubt: Klante ist ein reeller Geschäftsmann im wirtschaftlich schwierigen Jahr 1920.