Schatzinsel für Makler
Von der Werbung als „Wiederentdeckung urbaner Wasserlagen“ gerühmt, von Maklern als „Schatzinsel“ gesehen, gerät Stralau zu einer der teuersten Wohngegenden Berlins. Bis auf 200 Wohnungen, die rund um die ehemalige Flaschenfabrik gebaut werden, ist das neue Quartier fast fertig. Doch nicht ohne Probleme. An warmen Sonnentagen tritt Altöl aus dem Seeboden und steigt übelriechend mit dem Wasser nach oben. Unangenehm für Eigentümer, die hier ihr Heim suchen. Unweit davon liegt das Wrack der „Freibeuter“ am Ufer. Ursprünglich war es Ausstellungsort während der Expo 2000, dann ein kleines Café, seit 2003 für Theater- und Filmvorführungen genutzt. Zu den Angeboten für Kinder gehörten die Hausaufgabenhilfe genauso wie Partys für die Älteren. Dann ging der Förderverein pleite. Eine sinngemäße Nachnutzung scheiterte an den Kosten für den Lärmschutz gegenüber den Nachbarn. Seit 2013 rottet das Schiff vor sich hin.
Jugendliche mit ihren Bedürfnissen stören das Bild auf der „Schatzinsel“. Andererseits weht viel Lärm von Partybooten auf der Spree herüber. Außer einem türkischen Café gibt es auf Stralau kaum soziale Treffpunkt, auch keine Möglichkeiten einzukaufen. Der dichte Anwohnerverkehr läuft praktisch nur über eine enge Straße. Die meisten der Wohnpioniere auf der Halbinsel genießen einen freien Blick über die Spree. Für die heutigen neuen Nachbarn wird angesichts der Bebauungsdichte keine „Städtische Landschaft“ sichtbar, sondern der Blick verweilt im zwar schicken, aber immerhin doch Hinterhof. Unter diesem Gewicht scheint die „Schatzinsel“ zu versinken.