Silvia Bursche, Leiterin der Kochschule Berlin in der Karl-Marx-Allee | Foto: Kochschule Berlin

„Unsere Köche müssen auch Entertainer sein.”

Die Kochschule Berlin in der Karl-Marx-Allee| Foto: Dirk Moldt
Die Kochschule von der Straße aus gesehen. / Foto: Dirk Moldt /

Nicht alles ist erlaubt

Es gibt im Kochjargon ein paar ruppige Bezeichnungen für Küchengeräte, die durchaus als frauenfeindlich angesehen werden können. „Wenn wir eine Frauenparty haben, dann weise ich unsere Mitarbeiter noch einmal darauf hin, damit sie derartige Begriffe unterlassen. Wir können es uns nicht leisten, unsere Gäste vor den Kopf zu stoßen.“ Zum richtigen Umgangston gehört auch Beobachtung, um die richtige höfliche Ansprache zu finden. Nicht jedermann möchte gleich mit einem vertrauten Du empfangen werden, anderen hingegen gefällt so ein lockerer Umgangston besonders.
Diese Einstellung ist ebenso nachvollziehbar, wie sie zum Erfolg führt, denn 90 Prozent der Kunden sind Leute, die wiederkommen oder über Empfehlungen anderer zur Kochschule gelangen. Zu ihnen gehören Geschäftsleute mit ihren Kunden, unterschiedliche Arbeitsteams mit Chefs und Abteilungsleiter, einmal war sogar eine Hochzeitsgesellschaft dabei. „Die Familien der Brautleute sollten sich kennen lernen, und das haben sie auch getan.“
Nach den vier Stunden Kochen und Tafeln sollen alle zufrieden nach Hause fahren. Zusammen kochen, essen und dabei Spaß haben, kann auch zum Teambuilding beitragen. Kollegen sehen sich durch die ungewohnte Tätigkeit anders, fest gefahrene Teamstrukturen können durch die ungewöhnlichen Herausforderungen aufgelockert werden. „Ich hatte einmal den Direktor einer Schule hier, der mir anvertraute, dass es momentan nicht so gut unter den Kollegen laufe“, erzählt Frau Bursche. „Am Ende haben sogar alle getanzt.“
Ab September steigen die Kundennachfragen an, sie können um die Weihnachts- und Jahresendzeit aufgrund der Nachfrage gar nicht alle bedient werden.
Die Schule bietet auch Kinderkochkurse an. „Es gibt Kinder, die wissen gar nicht, dass man aus Gemüse etwas machen kann. Denen schmeckt es ungewohnt, weil sie nur Essen mit Geschmacksverstärkern kennen“, bedauert Frau Bursche. „Und zu Hause können sie nicht kochen, weil die Eltern das nicht kennen. Die schieben allenfalls eine Fertigpizza in den Ofen.“ Man mag es nicht glauben. Manche Eltern möchten nicht, dass ihre Kinder daheim in der Küche Obst und Gemüse zubreiten. Es macht Arbeit und weil sie nur Fertigessen kennen, schmeckt ihnen Selbstgekochtes nicht.

Die Welt besser machen

Abends kochen und Gäste unterhalten, bleibt da Zeit für die Familie? „Ich bin ja nicht die ganze Zeit hier in der Schule“, erklärt Frau Bursche und macht eine Bewegung als wäre es eine Kleinigkeit. Ist es aber nicht, so stolz, wie Frau Bursche von ihren Kindern erzählt. „Meine Kinder sind im schönsten Backfischalter.“ Und sie fügt hinzu: „Und kochen tun sie auch schon selbst!“
Kochen, das ist so ein bisschen wie Alchemie, bei der es eben nicht um Goldmachen ging – wie oft geglaubt wird. Es ging um Stoffumwandlung zum Höheren und darum, die Welt besser zu machen. Wer gut kocht, macht nicht nur die Welt, sondern auch sich selbst ein bisschen besser.
Man kann dem Team der Kochschule Berlin und Frau Bursche nur wünschen, dass es immer eine große Nachfrage nach den Kochkursen gibt. Gut kochen zu können ist ein Privileg, das man schnell erlangen und mit dem man auch viel Freude stiften kann.

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