Der verschwundene Baltenplatz.
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Nach dem Plan, den James Hobrecht 1866 vorgelegt hatte, sollte der Platz rechteckig bebaut werden. Aber die Struktur des Platzes zog im wahrsten Sinne des Wortes einen Querstrich durch diesen Wunsch. Denn der Weg auf der Anhöhe parallel zur Frankfurter Chaussee, die späteren Weberstraße und Rigaer Straße, wurde von der Jahrhunderte alten Grenzmark zwischen Berlin und Lichtenberg, der heutigen Thaerstraße, schräg geschnitten. Als letzte legte sich die Communication, die heutige Bersarinstraße, über die Kreuzung. Auf dem Platz sollte ein Fruchtbarkeitbrunnen entstehen. Der fiel aber zu groß aus und wurde auf den Arnswalder Platz gestellt. In den 1920er Jahren plante die SPD hier die Errichtung eines Friedrich-Ebert-Denkmals. Aber die Kommunisten ließen das nicht zu. Der Zwist der beiden Arbeiterparteien erleichterte die Machtübernahme der Nationalsozialisten und ermöglichte letztlich auch die Zerstörung der repräsentativen Bebauung des historischen Baltenplatzes. 1946 erhielt der Platz den Namen des ersten Stadtkommandanten der Roten Armee, Nikolai Bersarin, der 1945 tödlich verunglückt war. Bis in die 1980er Jahre ragten hier triste Giebelwände hinter Grünflächen hervor, die man anstelle der abgerissenen Ruinen angelegt hatte. Im Zuge der 750-Jahr-Feiern und des „beschleunigten Wohnungsbauprogramms“ wurde von 1985 – 1987 die Neubebauung errichtet. Die Gebäude sind Modifikationen der berühmten Wohnungsbauserie WBS-70, von der mehr als 600.000 Wohnungen in der DDR gebaut wurden. Dabei entstand auch die verkehrsberuhigte Zone in der Thaerstraße. Geplant war ursprünglich, die Bersarinstraße zu begradigen, damit der Autoverkehr ungehindert geradeaus durchjagen konnte. Doch hätte die Entwirrung das kunstvollen Konstrukts aus Wasser-, Abwasser, Gas- und Stromleitungen im Kreis rund um den Platz sehr hohe Summen verschlungen. So blieb es beim Kreisverkehr.
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Verschwundene Orte in Friedrichshain | Eine Mini-Foto-Ausstellung für alle.
Friedrichshain ändert sein Aussehen. Zahlreiche Gebäude, Stadtwinkel, ganze Straßenzüge, die einst das Stadtbild prägten, sind verschwunden, wurden neu erreichtet oder umgebaut. Auf insgesamt zwölf Tafeln stellt der Zeitzeiger solche verschwundenen Orte in Friedrichshain vor. Historische Fotografien, kombiniert mit gegenwärtigen Ansichten aus der gleichen Perspektive, führen lebhaft vor, wie sich das Antlitz der Stadt änderte. Kurze erläuternde Texte ergänzen die Darstellung. Ein kleiner, lehrreicher Ausflug in die Vergangenheit.
Die Tafeln können auch einzeln und unabhängig voneinander gezeigt werden. Sie können sich bis zu fünf Tafeln ausleihen, sie aufstellen und nach zwei Wochen mit anderen auswechseln. Ausleihe und Lieferung sind kostenlos.
Bei Interesse melden Sie sich bitte unter:
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Weitere verschwundene Orte:
Berlin Hauptbahnhof / Ostbahnhof
Leninplatz / Platz der Vereinten Nationen
U-Bahnhof Schlesisches Tor / heute verschwunden
Büschingplatz / heute verschwunden
Strausberger Platz mit Turm der Markuskirche
Stralauer Platz mit Andreaskirche
Oberbaumbrücke
Deutsche Sporthalle / heute verschwunden
Kaufhaus Hertie, Große Frankfurter Straße / heute verschwunden
Caprivistraße / heute Danneckerstraße
Wir präsentieren in unseren nächsten Ausgaben eine Auswahl der verschwundenen Orte in Friedrichshain. Das Projekt wurde durch den Bezirkskulturfond Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg gefördert.
Heute finden wir den Baltenplatz von etwa 1910 schön, auch wenn es in schwarz/weiss ist, und den Besarinplatz, gelinde gesagt, nicht so schön. Warum ist das so? Haben wir heute(2021) keine Ideen mehr, oder nicht mehr den Blick für das Detail. Alles hastet nur vorrüber, ohne zu schauen. Traurig.
Ein Leser schreibt: Die Aufnahme vom Baltenplatz kann frühestens 1926 aufgenommen worden sein, der Strassenbahnzug hat bereits geschlossenen Plattformen, trägt die 1925 eingeführte gelb/weiße Lackierung und der Triebwagen besitzt schon einen Scheinwerfer, den die Wagen des Typs TD 07/25 erst ab 1926 bekamen