Architektonische und historische Bezüge.
von Hajo Toppius
Friedrichshain gilt vielen als ein überdimensionaler Spielplatz, gerade in der Wahrnehmung von besorgten Eltern, deren eigentlich erwachsene Kinder einem verbimmelten Lebenstraum nachhängen und sich konsequent weigern, erwachsen zu werden. In Friedrichshain gibt es aber auch eine riesige klassische Spielplatzkultur. Kein Wunder, er ist einer der am dichtesten besiedelten Ortsteile Berlins mit Kindern im spielplatzfähigen Alter. Friedrichshain hat 89 Spielplätze und viele von ihnen haben eine Beziehung zur Stadt und sagen etwas über den Fokus einer Gesellschaft aus. Es gibt noch gar nicht lange Spielplätze, nicht in diesem Umfang und vor allem nicht in Friedrichshain. Die ersten „klassischen“ Spielplätze wurden in den 1920er Jahren durch Erwin Barth eingeführt, die aus Sandflächen und Planschen bestanden. In den 1950er Jahren kamen die Stahlrohrspielgeräte dazu. Die Idee, dass Kinderspiel in einem abgeschlossenen Bereich stattfindet, ist ziemlich jung. Lange Zeit waren Straße und Hof der wichtigste Spielort für Kinder.
Bereits 1790 entstand der erste deutsche Spielplatz in Berlin, noch unter ganz anderen Vorzeichen als heute – nämlich als Dienst am Vaterland als Teil des Königlichen Joachimsthalschen Gymnasiums am Schloss.
König Friedrich Wilhelm II. hatte sich spendabel gezeigt, damit die heranwachsende Staatsjugend des Elitegymnasiums nicht unkontrolliert auf den Straßen herumtollte, und einen Spielplatz gestiftet.
Über dem Eingangstor stand: „Dum ludere videmur, est pro patria.“ – „Während wir zu spielen scheinen, dienen wir dem Vaterland”. Bild und Funktion von Spielplätzen sind heute ganz anders, aber das Prinzip vom Spielplatz als Ort der überwachten Kindererziehung ist in einigen noch existierenden Spielplätzen des Bezirkes zu spüren.