Schon als Kind habe ich gern fotografiert …
„Mit vierzehn musste ich von der Schule, weil mein Vater selbständig war“, erzählt Frau Stefanow. „Die höheren Schulen blieben damals den Arbeiterkindern vorbehalten.“ Ihr Vater hatte mit einem dreirädrigen „Goliath“ als Privatspediteur angefangen und ein respektables Unternehmen aufgebaut, das im Krieg zerstört wurde. Ein zweites Mal verlor er es bei der Enteignungswelle 1953, doch gelang ihm später wieder ein Neustart.
„Schon als Kind habe ich gern fotografiert“, berichtet Aneliese Stefanow. „Ich hatte eine Leica aus dem Jahr 1938. Mit einem Fotozirkel bestritt ich erste Ausstellungen, zum Beispiel im Haus der Jungen Talente, dem heutigen Podewil oder im Schloss Köpenick. Einmal gewannen wir sogar eine Reise in die Hohe Tatra.“
Sie hatte Glück und erhielt einen von drei freien Ausbildungsplätzen zur Fotografin in Berlin, die für ihren Jahrgang zur Verfügung standen. Nach Fotografenlehre und Meisterstudium arbeitete sie im Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft im Palais am Festungsgraben, wo sie Ausstellungen kuratierte und Auftragsarbeiten übernahm. Unter anderem fotografierte sie für die Sowjetische Botschaft den ersten Kosmonauten Juri Gagarin und die Kosmonautin Walentina Tereschkowa oder bei Veranstaltungen, Schriftsteller wie Anna Seghers oder Arnold Zweig.