Tags im Haus der DSF, nachts im Fotolabor
Über ihren Lehrchef lernte sie Otto Parant, den Sohn des Geschäftsgründers August Parant, kennen. Nach dessen Tod unterstützte sie Frau Parant im Labor. Tags arbeitete Anneliese Stefanow für das Haus der DSF, abends für Frau Parant. Als Frau Parant in Rente ging, lag der Gedanke nahe, das Fotoatelier zu übernehmen. Das Geschäft sollte erhalten bleiben.
Eine Gewerbeerlaubnis für ein privates Geschäft zu bekommen, war in den 1960er Jahren nicht einfach. Die Politik der SED gestattete normalerweise nur noch halbstaatliche Produktionsgenossenschaften, die am Ende meist in den Besitz des Staates übergingen. „Aber es gab keine Fotogeschäfte mehr in der Gegend und der Rat des Stadtbezirks wollte dieses erhalten. Weil ich den Fotografenmeister hatte, klappte dann alles sehr schnell.“ Im November 1967 übernahm Frau Stefanow den Laden. Lachend erzählt sie: „Zur Übergabe bekam ich so viele Blumen, dass die Leute dachten, dies sei nun ein Blumenladen geworden.“
Selten pünktlich Feierabend
Achtzehn Uhr schloss das Geschäft, doch bis mindestens zwanzig Uhr dauerte die Arbeit im Labor: „Wir haben alles selbst gemacht: Entwicklung von Kundenfilmen, eigene Porträtfilme, Rollfilme, Halbformat, alles in Schwarzweiß. Wir hatten auch viele Arbeiten von einem Tag zum anderen und zu Einschulungen standen die Leute bei uns Schlange. Die Wartezeit für Bildentwicklungen dauerte mindestens eine Woche.“ In Spitzenzeiten hatte Frau Stefanow fünf Angestellte, die aber nur stundenweise arbeiteten. Es gab inzwischen auch Maschinen, die Amateurfotos im Format 7×10 schwarzweiß entwickelten. So ein Gerät kostete dreitausend Mark, wofür Frau Stefanow einen Kredit aufnehmen musste. Sehr viel schwerer war jedoch, überhaupt so ein Gerät zu bekommen. Das klappte eigentlich nur mit Vitamin B, also mit Beziehungen. „Damit man fließend arbeiten konnte, brauchte man aber zwei von allem“, kommentiert die ehemalige Besitzerin des Fotoateliers.
Kein Wunder, dass für Hobbys oder Familie kaum Zeit bleibt. Silke Rudolph, die heutige Studioinhaberin, erläutert: „Wir Fotografen arbeiten mit Leib und Seele. Immer ist man unterwegs. Wir begleiten das Leben unserer Kunden.“ Frau Stefanow stimmt zu. „Es war oft anstrengend, aber ich möchte mich nicht beschweren und habe nie etwas vermisst.“