Nicht irgendein Stadtmöbel

Das Neue Deutschland berichtet am 2./3. September 1989 in gewohnt kämpferischen Worten über die Weihe der Friedensglocke.
Das Neue Deutschland berichtet am 2./3. September 1989 in gewohnt kämpferischen Worten über die Weihe der Friedensglocke.

Friedenswille versus Propaganda

International gab sich die DDR – ein Satellitenstaat der Sowjetunion – als friedensliebend, hielt sich mit militärischem Säbelrasseln zurück und tat sich immer wieder mit Friedensbekenntnissen hervor. Doch korrespondierte diese Außenpolitik in keiner Weise mit der Unterdrückung der unabhängigen Friedensbewegung im eigenen Land und der Verurteilung von Wehrdienstverweigerern. So ein symbolisch hoch aufgeladener Gegenstand wie eine Friedensglocke konnte sehr gut von den Herrschenden instrumentalisiert werden: „Noch nie in der Menschheitsgeschichte habe es eine derart mächtige Friedensmacht gegeben, wie sie heute in Gestalt der im Warschauer Vertrag vereinten sozialistischen Staaten besteht“, so zitierte das Neue Deutschland eine Rede zur Eröffnung,
Berliner Zimmerleute bauten nach japanischen Entwürfen das Holzgestühl. Die ein Meter hohe, 60 Zentimeter runde und 365 Kilogramm schwere Glocke entstand aus einem Spezialguss von Münzen aller damaligen 104 Staaten der Vereinten Nationen, darunter 2 Kilo 20-Pfennig-Münzen. Als die Glocke, die auf Japanisch und Deutsch das Wort Weltfrieden trägt, am ersten September, dem Weltfriedenstag 1989, geweiht wurde, hatten die verantwortlichen Spitzenpolitiker in der DDR nur noch wenige Wochen Amtszeit vor sich. Zu den Gründen ihres Sturzes gehörte maßgeblich ihre Unaufrichtigkeit, die auch in Fragen des Friedens wahrgenommen wurde.

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