Um 1930. Die Brücken als Verbindungsglieder zwischen den Industriegebieten Mühlenstraße und Köpenickerstraße / Quelle: FHXB-Museum /

Mühlen, Schornsteine, Wachtürme und ein bisschen Kunst

Neue Entwicklungen durch Öffnung der Mauer

Am 9. November 1989 strömten Berliner über die Oberbaumbrücke nach Kreuzberg. Wo sich auf der Ostseite der Brücke noch 1963 infolge eines neuen Passierscheinabkommens Verwandte in den Armen gelegen hatten, herzten und küssten sich an diesem Tag an der Westseite völlig Fremde.
Inspiriert durch das historische Ereignis und auch aufgrund monetärer Überlegungen wurde 1990 ein Wettbewerb zur Gestaltung der Mauer ausgerufen. Künstler aus aller Welt ließen sich von den Themen Freiheit, Mauer und globale Welt inspirieren und verliehen ihren Gedanken auf dem über 1 km langen Mauerabschnitt Gestalt.
Der zum Mittelpunkt der Stadt gewordene Uferstreifen ist auch für Spekulanten ein Leckerbissen. Eifrig wurde geplant und die Zukunft der gerade erst entstandenen East Side Gallery stand auf dem Spiel. Der Baustadtrat des ersten frei gewählten Ostberliner Magistrats nahm seine Aufgabe sehr ernst: „Ich habe den Auftrag, die Grenzanlagen abzureißen, dazu gehört die East Side Gallery auch“, verkündete er noch 1991. Viel Kraft und Engagement waren nötig, um die weltgrößte Open-Air-Galerie als Markenzeichen und Tourismusmagnet Berlins zu erhalten und zu restaurieren.
Damit beginnt für die Mühlenstraße eine gänzlich neue Geschichte.

Die Zukunft ist offen

Aus Industriestadt und Grenzstreifen soll in den nächsten Jahren eine Medien-City entstehen. Die Geschichte der Mühlenstraße ist noch nicht zu Ende. Karl Scheffer, deutscher Kunstkritiker und Publizist brachte es treffend auf den Punkt: „Es ist die Tragik eines Schicksals, das das aus einer wendischen Fischersiedlung zur mächtigen Millionenstadt und Reichshauptstadt emporgewachsene Berlin dazu verdammt: immerfort zu werden und niemals zu sein.“

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