Sparsam
Flackerten zur Schwarzmarktzeit Neonschriften über den Eingängen der Bars seitlich vom Kurfürstendamm, so strahlten wie in der Simon-Dach-Straße rote Neonsterne über dem Eingang sowjetischer Bezirkskommandanturen. Mit höchster Dringlichkeit und vor dem Hintergrund latenter Energieprobleme wurde in der Rotherstraße ein Leuchtstofflabor aufgebaut, dies in Zusammenarbeit mit Dr. Rudolf Seeliger, Professor an der Universität Greifswald. Dr. Ernst Neumann, Leiter der Leuchtstoffröhrenabteilung, sagte im Oktober 1949: „Die Leuchtstofflampe wird sich aufgrund ihrer Eigenschaften einführen und die Glühlampe zur Hälfte ersetzen.“ Um eine Beschädigung von Kontaktstiften zu vermeiden, entwickelte der VEB Berliner Kunststoff eine neuartige Fassungsschaltung für Leuchtstoffröhren, die Längendifferenzen automatisch ausglich. Bezirksingenieur Hermann Mohr konstruierte in seiner Freizeit eine Zündeinrichtung für in Reihen geschaltete Leuchtstofflampen. Nur, 1952 kostete die Leuchtstofflampe HN 120 teure zehn und die Type HN 50 acht Mark. Das Argument, die HN 120 verbrauche bei der Leuchtdichte einer 75-Watt-Glühbirne nur 31 Watt, zog wenig.
International auf dem Dach
Neben dem Energiemangel war 1978 der bevorstehende 30. Jahrestag der DDR ein Thema. Zum Jubiläum 1979 sollte Multinationales im Mittelpunkt stehen. Laut Beschluss vom 28. Mai 1978 war ein „Aufbau von Leuchtwerbeanlagen für Partner aus den sozialistischen Ländern auf die Dächer von Gebäuden der Karl-Marx-Allee“ vorgesehen. Die Planung lag bei der Interwerbung, Gesellschaft für Werbung und Auslandsmessen der DDR. Der VEB Neontechnik Halle, Außenstelle Berlin, übernahm die technische Seite. Für das „geschlossene städtebauliche Ensemble zwischen Strausberger Platz und Alexanderplatz“ galt einschränkend der Spruch der Bezirks-Abteilung Agitation und Propaganda der SED, dass „eine inhaltliche Beziehung zwischen der Werbung und dem Baukörper und dem Standort gegeben sein muß“ und „anstelle der konzentrierten Anbringung von ausländischen Leuchtwerbeanlagen wie in der Karl-Marx-Allee sollten künftig Einzelstandorte ausgewählt werden“.
Ich finde die Lichtwerbung ist ein ganz wichtiger Aspekt in unserem Alltag und im Straßenbild geworden. Umso interessanter finde ich, wie sich alles von der einfachen Gaslaterne bis heute entwickelt hat. Mir war gar nicht bewusst, dass bereits 1896 die erste Lichtwerbung in Berlin war, was ich für diese Zeit wirklich fortschrittlich finde.