Höhen und Tiefen des Berufsalltags
„Es gibt gute Einsätze und weniger schöne“, erzählt Herr Drudowsky. „Gute Einsätze sind, wenn man eine vital bedrohte, alte Frau auffindet, sie wiederbeleben kann und sie sich vierzehn Tage später bei uns bedankt. Weniger schön ist es, wenn sich Susi Sorglos vor vierzehn Tagen in den Finger geschnitten hat, es nun weh tut und sie daraus einen Notfall macht.“ Aber es gibt auch Einsätze, die an die Nieren gehen: immer, wenn jede Hilfe für Menschen zu spät kommt. „Oft müssen wir Kollegen hinterher darüber sprechen. Das ist sehr wichtig. Bei manchen kommt es erst nach vierzehn Tagen heraus. Mitunter greifen wir dann auch auf die professionelle Hilfe der psychologischen Beratung zurück.“
Feuerwehrmann war nicht der Wunschberuf von Oliver Drudowsky. „Ursprünglich wollte ich Lehrer werden. Doch gab es in Berlin 1992 davon so viele wie Sand am Meer. Man stellte mir drei Jahre Wartezeit in Aussicht. Da gab mir jemand den Tipp, mich bei der Feuerwehr zu bewerben. Die brauchten gerade Leute.“ Nach zwei Jahren hatte er die Ausbildung gemeistert. „Bis vor kurzem war Feuerwehrmann oder -frau gar kein richtiger Beruf“, erklärt Herr Drudowsky. „Man musste bereits eine Berufsausbildung abgeschlossen haben.“ Dahinter stand der Gedanke, dass Fachleute mit ihrer jeweiligen Erfahrung die Feuerwehr bereichern sollen. Inzwischen gibt es aber eine dreijährige vollwertige Ausbildung auch für ungelernte Schulabsolventen. Der Gedanke der fachlichen Bereicherung der Feuerwehr wird dadurch aufrechterhalten, dass die Auszubildenden regulär mehrere Gewerke durchlaufen: Holz, Farbe, Metall. Sie bekommen für die Kurse sogar ein Zertifikat von der Handwerkskammer. „Wichtig ist die körperliche Eignung, man muss gesund sein und eine sportliche Prüfung bestehen. Dazu gehört auch, dass man eine dreißig Meter hohe Leiter hinauf- und hinunter steigt.“ Daran scheitern schon manche. „Die Drehleiter mit Korb DLK 23/12 ist der zweite Rettungsweg bei bestimmten Altbauten mit ausgebauten Dachgeschossen oder Schwalbennest-Anbauten“, erläutert der Experte. Solche Prüfungen werden jährlich wiederholt. Dabei muss man mit einer Atemmaske 17 Stockwerke auf einer speziellen Übungsleiter, der Endlosleiter, hoch steigen, eine Kriechstrecke bewältigen und Personen retten. „Es ist wichtig, sich fit zu halten.“ Ein körperlich strapaziöser Beruf. Unter den 4000 Feuerwehrleuten Berlins sind nur etwa 100 Frauen. Diese müssen bei Löscheinsätzen alles mitmachen können. Dreißig Prozent der Kollegen halten das Pensum nicht bis zur Rente durch, die mit 61 Jahren beginnt. Doch ist Brandbekämpfung nur eine von zahlreichen Möglichkeiten, bei der Feuerwehr tätig zu werden. „Man kann sich auch auf den Brandschutz und beim Rettungsdienst bewerben. Schauen Sie einfach mal auf unsere Webseite.“