Intime Dialoge übers Telefon gehörten zum Konzept des Resi, Quelle: Privatarchiv

Licht im Dunkel

Anbändeln im Resi unter den
Sie nannte man damals Konfettikugeln / Quelle: Privatarchiv /

Vergnügungen rund um den Schlesischen Bahnhof

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In der Anonymität der Großstadt lebt es sich nicht gern allein. Im „Resi“, in der Blumenstraße 10 konnte jeder, der wollte, Gemeinsamkeiten finden. Resi, dieser Name ging auf das Residenz-Theater an der Nummer 9 zurück. Zur Tradition der Blumenstraße 9/10 gehörte die „Grüne Neun“. Ein Treffpunkt für die Jugend der Biedermeierzeit, wo Kontakte und Ideen für die Zukunft wuchsen. Darauf bezog sich der „Traiteur“ Paul Baatz mit seinen 1908 eröffneten „Prachtsälen Alt-Berlin“. Nach dem Ersten Weltkrieg ließ er einen Teil seiner Prachtsäle zum Ballhaus umbauen. Ballhäuser hatten eine gute Küche und erschwingliche Preise. Aber das Resi bot mehr: Mit 29.261 farbigen Glühbirnen glich es einem Lichttempel. Über der spiegelnden Tanzfläche warfen 100 drehende Spiegelgloben unter einer Decke aus Spiegelglas mit japanischen Motiven Lichtpunkte auf die Tänzer. Im großen Tanzsaal rauschten hinter einer Glaswand von bunten Scheinwerfern angestrahlte Wasserkaskaden im Rhythmus der Musik. Wichtiger noch, seit dem Februar 1927 gab es eine Tischtelefon-Anlage. Rot hieß: „Nur zu“, und Blau: „Bitte keine Störung“. Themenabende wie das „Japanische Laternenfest“ oder der „Frühling am Rhein“, waren die Gelegenheit, per Saalrohrpost Schüchternen wie Wagemutigen kleine Geschenke an den Tisch zu senden. 1944 brannte das Haus im Wert von umgerechnet über 35 Millionen Euro aus. Nach 1945 verlor Paul Baatz seine Gärtnereien und ehemaligen Versorgungsbetriebe für das Resi in Grünheide bei Erkner. 1951 ließ er in Westberlin ein neues Resi auferstehen. Noch einmal blühte es auf, um Mitte der 1960er Jahre zu verwelken und 1978 abgerissen zu werden.

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