Weihnachtsmarkt auf der Karl-Marx-Allee.
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Ungleich größer als heute war in den ersten Nachkriegsjahren die Sehnsucht nach dem Zauber, der des kommerziellen Trubels zum Trotz über den Weihnachtsmärkten der geteilten Stadt lag. Der für die Hauptstadt wichtigste hatte sich von 1953 bis 1961 auf dem Marx-Engels Platz (heute Schloßplatz) etabliert.
Die „Friedensweihnacht“ war das Motto im bewegten Jahr 1953. 5.000 Lampions mit einem reichen, wie aus dem Nichts gezauberten Warenangebot sollten die Juni-Ereignisse vergessen lassen. Eine Pionier-Eisenbahn durfte von Kindern bedient werden. Viele Spielzeuge aus Sonneberg wurden in der „Märchenstadt“ angeboten. Am Spreeufer ankerte neben dem Märchenschiff ein „Kahn der fröhlichen Leute“. Am 29. November ging ein Festzug von über fünfzehntausend Mitwirkenden durch die Innenstadt, der die Geschichte Berlins „Vom Fischerdorf bis zur Stalinallee“ schilderte.
Am 14. November 1961 verkündete der Magistrat von Berlin, die Stalinallee vom Alexanderplatz bis zum Frankfurter Tor in „Karl-Marx-Allee“ umzubenennen. Begründet wurde diese „nach Kenntnisnahme der Materialien des XXII. Parteitages der Kommunistischen Partei der Sowjetunion“ und „in Bezug auf die in der Periode des Personenkultes Stalins erfolgten Verletzungen revolutionärer Gesetzlichkeit“ sowie „der daraus entstandenen schweren Folgen“.
Vergessen sollten die Worte vom Pädagogikprofessor Eberhard Mannschatz sein, der 1953 sagte: „Wie oft lasen und studierten wir seine Werke und holten uns für unsere Entscheidungen Rat beim Genossen Stalin. Wie oft weilen unsere Gedanken bei ihm und schöpfen Kraft angesichts seiner großen Persönlichkeit, seiner ruhigen Sicherheit und seiner Weisheit.“
Glanz in dunklen Zeiten dies stimmt nicht ganz, denn hier gab es auch dunkle Seiten.
Während die Staatssicherheit und die Volkspolizei Jugendliche mit langen Haaren in die Hausflure der Karl-Marx-Allee zerrte und ihnen einen Fassonschnitt verpasste, kamen auch noch Anzeigen wegen Körperverletzung dazu. Wiederstand dagegen wurde als Rowdyhaftes Verhalten dargestellt und sofurt geahndet indem die Betroffenen Personen in den Kindergarten hinter dem Kino International zur Sammelstelle gebracht wurden und von dort zum Knuppelkeller in der Keibelstraße. der weitere Verlauf war dann entweder D- Heim, Arbeitslager Rüdersdorf, Jugendwerkhof, Jugendhaus, oder Rummelsburg. Dies wurde je nach alter eingestuft.