Weihnachtsmarkt und Jahrmarkt in den 60er Jahren, Quelle: Privatarchiv

Glanz in dunklen Zeiten

Ein Beatfan und damit Ziel für den Erkennungsdienst, Quelle: MfS-BV-Bln-Abt-XX-4210
Lange Haare, Kutte, Schlaghosen – ein Beatfan und damit Ziel für den Erkennungsdienst. / Quelle: MfS-BV-Bln-Abt-XX-4210 /

Jagd auf Beatfans vor festlicher Kulisse

Polizei und Ordnungskräfte der FDJ gingen mit Knüppeln und Stahlruten auf die sonst friedlichen Jugendlichen los. 147 Personen wurden verhaftet, die Jüngeren kamen sofort ins Durchgangsheim Alt Stralau, und viele der Älteren in das selbst nach DDR Gesetzen illegale Arbeitslager Rüdersdorf.
Grundlage war der § 215 StGB zum „Rowdytum“. Laut Formulierung widersprachen „Rowdys“ in „eklatanter Weise den Prinzipien der sozialistischen Menschengemeinschaft“, in deren Handlungen kämen „Rudimente der alten kapitalistischen Ausbeutergesellschaft zum Ausdruck.“
Als am 26. November 1966 Stadtrat Fritz Wolff den Weihnachtsmarkt in der Karl-Marx-Allee eröffnete, standen vier „Aufklärungsgruppen“ der Volkspolizei mit freiwilligen Helfern an der Palisadenstraße, am Strausberger Platz, in der Karl-Marx-Allee und vor dem großen Weihnachtsbaum bereit. Ergänzt von Hundeführern, Doppelstreifen, drei Gruppen von der Polizeischule, die sich in Sitzbereitschaft in den Nebenstraßen aufhielten sowie über dreißig Polizisten, die über das Gelände liefen. In den Wochen bis zum Weihnachtsfest wurden sie in Katz-und-Maus-Spiele mit den Jugendlichen verwickelt, die mal an der einen oder anderen Ecke mit dem Kofferradio im Arm standen und die „Schlager der Woche“-Hits laut hören ließen oder aber im Sprechchor fragten: „Wer liebt Walter Ulbricht? ‒ Wir nicht!“, oder „Wer liebt den Kongo Müller? ‒ Wir!“. Jener „Kongo Müller“ war ein zwielichtiger deutscher Söldner, der sich zum „Krieger für den freien Westen“ stilisierte und in den DDR-Medien als Terrorgestalt und Killer dargestellt wurde. Derart heftige Provokationen, aber auch nichtige Anlässe führten zu Verhaftungen von Jugendlichen auf dem Weihnachtsmarktgelände. Einweisungen in die Jugendwerkhöfe oder ins Gefängnis auch bei unbedeutenden Vorfällen waren die Folge. 1969 zog der Weihnachtsmarkt schließlich in den Volkspark Treptow um.

Ein Gedanke zu „Glanz in dunklen Zeiten“

  1. Glanz in dunklen Zeiten dies stimmt nicht ganz, denn hier gab es auch dunkle Seiten.
    Während die Staatssicherheit und die Volkspolizei Jugendliche mit langen Haaren in die Hausflure der Karl-Marx-Allee zerrte und ihnen einen Fassonschnitt verpasste, kamen auch noch Anzeigen wegen Körperverletzung dazu. Wiederstand dagegen wurde als Rowdyhaftes Verhalten dargestellt und sofurt geahndet indem die Betroffenen Personen in den Kindergarten hinter dem Kino International zur Sammelstelle gebracht wurden und von dort zum Knuppelkeller in der Keibelstraße. der weitere Verlauf war dann entweder D- Heim, Arbeitslager Rüdersdorf, Jugendwerkhof, Jugendhaus, oder Rummelsburg. Dies wurde je nach alter eingestuft.

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